1. September 2020
Gründungsstory: Milchmania

Alles andere als Rosa und Hellblau

Startups Story

Das Leben ist bunt. Zumindest, wenn man Elsa Dorlian fragt, die ihre Vorliebe für kräftige Farben auslebt. Persönlich und beruflich. Ihr farbenreicher Kleidungsstil spiegelt ihre Liebe zu starken Tönen ebenso wie ihre Baby- und Kinderkollektion, die sie für ihr Bielefelder Start-up Milchmania kreiert – von Lätzchen über T-Shirts bis hin zu Accessoires. Inspiriert durch ihre Kinder. 

Ihre Tochter ist fünf, ihr Sohn drei Jahre alt. 2017 – sie war zum zweiten Mal schwanger – wuchs das Bedürfnis endlich wieder arbeiten zu können. „Ich habe angefangen, Tiere zu zeichnen, die verrückt nach Milch sind“, erzählt sie. Egal ob Frosch, Schwein, Vogel oder Schaf. Statt wie geplant wieder in die Agenturarbeit einzusteigen, entwickelte Elsa Dorlian aus ihren Charakteren schließlich das Konzept für Milchmania und gründete 2018 ihr eigenes Label. Ich bin sehr glücklich mit dem, was ich mache, kann mich um meine Kinder kümmern und mein Label voranbringen“, unterstreicht die 37-Jährige.

Neue Perspektiven finden

Dabei profitiert die kreative libanesisch-deutsche Grafikerin und Designerin von ihrem Know-how. Nach ihrem Master in Art Direction arbeitete sie sieben Jahre bei internationalen Werbeagenturen in Dubai und Abu Dhabi. „Aus den ursprünglich zwei Jahren, die ich bleiben wollten, sind sieben Jahre geworden“, erzählt sie rückblickend. Viele Erfahrungen mit großen Markenplayern wie Apple, Subway, Sky News Arabia oder Kitkat inklusive. Als sie schließlich ihren heutigen Mann kennenlernte, der ebenso wie sie seine Eltern in Beirut besuchte, änderte sich die Perspektive. „Nach acht Monaten Fernbeziehung haben wir diskutiert, wie es weitergehen könnte“, erzählt Elsa Dorlian. Sie konnte sich vorstellen, in Bielefeld eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Denn hier ist ihr Mann nach seinem Master in Soest schon lange zuhause.

Meine Zielgruppe ist nicht groß, so dass mir schnell klar war, dass ich auf E-Commerce setzen musste.

Elsa Dorlian

Netzwerke knüpfen

2014 kam sie in Deutschland an und absolvierte zunächst einen sechsmonatigen Intensivkurs in Deutsch. „Ich wurde schwanger, wollte mich integrieren, hatte das Ziel auch beruflich hier Fuß zu fassen und habe konsequent deutsch gesprochen. Sprache ist ein entscheidender Schlüssel für die Integration“, stellt Elsa Dorlian fest, die ihren Kindern begeistert deutsche Kinderlieder vorsingt. Doch der Anfang war nicht einfach. „Ich kannte weder Ansprechpartner*innen noch Organisationen. Mir fehlte das Netzwerk“, stellt Elsa Dorlian fest. Erste Versuche ihre Produkte im Bielefelder Einzelhandel zu platzieren, scheiterten, obwohl ihr viel Interesse entgegengebracht wurde. „Meine Zielgruppe ist nicht groß, so dass mir schnell klar war, dass ich auf E-Commerce setzen musste.“ Nach sechs Monaten eröffnete sie ihren Online-Shop. Webseite und Shop realisierte sie dank ihres Know-hows selbst. Da Elsa Dorlian mehrere Sprachen spricht – neben arabisch, auch fließend französisch und englisch – richtet sie den Fokus nicht nur auf den deutschen Markt. Und so bietet sie ihre T-Shirts mit Slogans und ihre ABC-Poster – in Deutsch, auf Englisch und Arabisch – an. „Die französische Variante für das Poster ist gerade in Arbeit“, so die 37-Jährige, die für ihre Produkte vom Foto über den Entwurf bis hin zur Verpackung alles in Eigenregie realisiert und in den sozialen Medien immer wieder mit Aktionen auf sich aufmerksam macht. „Es sind in jeder Hinsicht viele kleine Schritte notwendig, um ein Unternehmen an den Start zu bringen“, erklärt Elsa Dorlian.

Kompetenzen der Region nutzen

Auf Messen präsentiert sie die Produkte ihres Labels ebenfalls. „Ich erlebe die Reaktion auf meine Kollektion und komme mit meinen Kund*innen direkt in Kontakt. Und diese erleben wiederum, wer hinter Milchmania steckt“, listet sie die Vorteile dieser Begegnungen auf. Immer wieder entstehen daraus auch neue kreative Ideen. Neben Lätzchen, Bodys, T-Shirts und Kalender, gehören Leinwände und Messlatten, die das Kinderzimmer dekorativ und nützlich bereichern, ebenso dazu wie die Meilenstein-Box, auf der Eltern die Geburtsdaten, das erste Lächeln oder die ersten Schritte eintragen können. Alle Produkte werden in Zusammenarbeit mit Firmen vor Ort digital gedruckt. Elsa Dorlian setzt auf die Kompetenzen in der Region und glaubt daran, dass langfristige Geschäftsbeziehungen zur besseren Entwicklung der Produkte führen. Gleichzeitig hat sie von Anfang an Standards gesetzt: Die bunt bedruckten Textilien sind aus Baumwolle und ökozertifiziert. „Ich hoffe, dass viele Babys die Augen aufmachen und meine schöne Farben entdecken“, so die 37-Jährige. Neu im Sortiment sind T-Shirts für Kinder ab zwei Jahren. Neben den einzigartigen Motiven findet auf den T-Shirts der Slogan „verrückt nach …“ oder „crazy about …“ seinen Platz. „Auf Wunsch auch personalisiert mit dem Namen des Kindes“, erklärt Elsa Dorlian. 

Ihre Ideen hält sie in einer Kladde fest. Mal auf Französisch, Arabisch, Englisch oder auch Deutsch. Oft ergänzt um ein Scribble. „Wenn ich mich dann an den Laptop setze, weiß ich, was ich machen will. Wenn ich mit der Zeichnung fertig bin, drucke ich sie aus und schaue, was ich noch verbessern kann“, erklärt Elsa Dorlian den Arbeitsprozess. Arbeit und Kinder unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer ganz leicht. Die Wahl-Bielefelderin nutzt die freien Zeiten effizient. Morgens, wenn die Kinder in der Kita sind und abends, wenn sie im Bett sind. „Ich war schon immer ein Workaholic“, stellt sie lachend fest. „Allerdings, ohne die Unterstützung meines Mannes, hätte Milchmania das Licht in Bielefeld nie erblickt.“

www.milchmania.com

Weitere Informationen zum Startup
Noch mehr News & Stories aus Bielefeld