1. Dezember 2021
Cornelsen Verlagskontor

Lehrbuchmäßige Logistik aus Bielefeld

Foto: Cornelsen Verlagskontor

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Die Cornelsen-Gruppe blickt auf ihr 75-jähriges Jubiläum zurück. Heute zählt der in Berlin 1946 von Franz Cornelsen gegründete Bildungsmedienanbieter zu den zehn größten Verlagen bundesweit. „Von Bielefeld aus – unserem zentralen Logistikstandort – organisieren wir den weltweiten Versand für Premium-Buchverlage, Kalenderverlage und Non-Book“, erklärt Thomas Fuchs, Geschäftsführer des Cornelsen Verlagskontors. Der Logistikdienstleister der Gruppe liefert in rund 110 Länder. Und spielt jede Nacht Tetris, damit die jährlich 40 Millionen Bestellungen auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten beim Kunden ankommen. 

Um die Logistik des Berliner Verlages sicherzustellen, brauchte es 1966 einen Standort in Westdeutschland. Franz Cornelsen entschied sich für Bielefeld, da die Stadt zentral und logistisch gut angebunden war. „Im Laufe der Jahre haben wir den Standort Bielefeld, von hier aus beliefern wir Händler wie Endverbraucher gleichermaßen, kontinuierlich erweitert. Hier ist auch unser Rechenzentrum angesiedelt“, sagt Thomas Fuchs. Großkunden, der Versandhandel, der stationäre Handel und Endkunden gehören zum Kundenkreis des Logistikdienstleisters. 

23.000 aktive bestellbare Titel

80 Prozent der Bücher kommen aus dem Bereich Bildung und gehören zum Sortiment der Cornelsen-Gruppe, einer von den drei größten Schulbuchverlagen bundesweit. Dabei gehen pro Jahr zwei Millionen B2C und 0,5 Millionen B2B Sendungen raus. Der Anteil der Lieferungen für den Handel macht den größten Anteil aus. „Unser Peak liegt im Sommer, denn die Bestellungen für das neue Schuljahr gehen kurz vor den Sommerferien bei uns ein. Immer ein wenig gestaffelt, abhängig davon, wann welches Bundesland in die Sommerferien startet“, so Thomas Fuchs. „Da stemmen wir das 10- bis 12-fache Volumen eines Durchschnittstages.“ Über 23.000 aktive bestellbare Titel führt Cornelsen im Programm. Die Schulbuch- bzw. Kalendersaison zieht sich über acht bis neun Wochen, wo es so richtig brummt. Das ist allerdings nicht mit unserem festen Stamm von 200 Mitarbeitenden zu schaffen.“ Daher stellt das Cornelsen Verlagskontor rund 250 zusätzliche Kräfte in der Hochsaison ein und verdreifacht damit den Personalbestand im Logistikbereich. Der Versand der Kalender läuft übrigens getrennt vom Schulbuchversand. „Durch die Spiralbindung der Kalender sind auch die Anforderungen an den Versand andere“, unterstreicht Thomas Fuchs. Sie werden stehend auf Paletten, als Einzelsendungen im Paket oder bereits vorsortiert auf Displayständern auf den Weg zum Kunden gebracht. 1.300 unterschiedliche Kalender umfasst das Sortiment. „Mit sieben Millionen Kalendern, die hier rausgehen, sind wir der größte Auslieferer von Kalendern für den Handel in Europa.“

Vollautomatisiertes Hochregallager

Entsprechend eindrucksvoll sind die Fakten zum vollautomatischen Hochregallager in Bielefeld. Die Fördertechnik läuft durch das gesamte Haus. Auf 60.000 qm Fläche stehen über 60.000 Stellplätze zur Verfügung. 60.000 Paletten – sie bringen das Gewicht von 30.000 VW Golfs auf die Waage – stehen im Lager bereit. Der Versand der jährlich 40 Millionen Exemplare läuft tagesaktuell. „Wenn ein Kunde bis 18 Uhr bestellt, verlässt die Ware am nächsten Tag das Haus“, erklärt Thomas Fuchs. Der Anteil an elektronischen Bestellungen liegt bei „nur“ 60 Prozent. „Das liegt am Buchhandel, der immer noch gern zum Hörer greift, obwohl wir online-Shops haben“, weiß der Geschäftsführer. Sortenreine Sendungen sind dabei äußerst selten, Mischpaletten neben Paketen die Regel. Oft befinden sich auch Titel unterschiedlicher Verlage in einem Paket. „Wir bündeln Bestellungen, wann immer es geht“, so Thomas Fuchs und liefert ein praxisnahes Beispiel. „Wenn eine Schule fünf Aufträge am Tag mit gleicher Lieferadresse bestellt, fassen wir die unterschiedlichen Aufträge automatisch zusammen, versenden sie als Ganzes. Das spart Versandkosten und ist auch für die Umwelt besser.“ Im Logistikzentrum Bielefeld wird automatisch berechnet, wie viele Kartons und in welcher Größe am nächsten Tag benötigt werden. 

Nachhaltig unterwegs

„Wir spielen quasi jede Nacht Tetris“, so Thomas Fuchs. „Das System simuliert, wie viele Bücher in einen Karton passen und gibt die Verpackungsgröße vor.“ Die Fehlerquote bei der Auslieferung – heißt, es steckt ein falsches Buch im Karton oder ein Titel fehlt – liegt bei nicht einmal 0,05 Prozent. „Das liegt daran, dass wir jeden leeren, aber auch jeden vollen Karton wiegen“, erklärt Thomas Fuchs. Das Gewicht der einzelnen Titel ist in den Stammdaten hinterlegt, sodass der Dienstleister im Bereich Buchlogistik wesentliche Abweichungen feststellen kann. Ein weiterer und zudem nachhaltiger Effekt des „Tetris-Spiels“: Die ‚leere Luft‘ im Karton wird minimiert. Weniger Materialeinsatz bei der Kartonage spart ebenso Ressourcen wie beim Transport. Denn weniger Volumen heißt im Endeffekt auch weniger Kraftstoffverbrauch. Zudem arbeitet das Unternehmen am Standort Bielefeld seit 2006 mit einer Geothermie-Anlage. „Wir arbeiten bereits seit Jahren stark am Thema Nachhaltigkeit und haben damals die größte Anlage ihrer Art in NRW gebaut, heizen und kühlen damit“, erklärt Thomas Fuchs.

Damit Prozesse reibungslos funktionieren und effizient gestaltet werden, investiert das Unternehmen zurzeit in Millionenhöhe in den Bereich Fördertechnik. Ziel ist es, das Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik noch besser zu gestalten. „Die Sendungen werden immer kleinteiliger und es ist immer noch viel Handarbeit gefragt“, betont Thomas Fuchs. „Das ist für uns auch ein Grund, warum wir im Unternehmen auf ein aktives Gesundheitsmanagement setzen.“ Präventiv in die Gesundheit der Mitarbeitenden zu investieren ist ebenso das Ziel, wie die Krankenquote zu senken. Auch Zuschüsse für Augen- und Zahnleistungen, die von der Krankenkasse nicht bezahlt werden, gehören zum Angebot für die Beschäftigten. 

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