1. Februar 2020
Gründungsstory: Plan.One

Mit einem Klick zum passenden Bauprodukt

Patric de Hair

Startups Story

Ein umgebautes altes Industriegebäude ist seit November 2018 das analoge Drehkreuz von Plan.One. Das Bielefelder Start-up, das mit seiner Vergleichsplattform die Produktrecherche von Architekten und Planern revolutioniert und als Schnittstelle zwischen der digitalen Planungsebene der Architektur und den Herstellern von Bauprodukten agiert, freut sich seit dem Umzug an die Kammerratsheide 36 aber nicht einfach nur über mehr Platz. „Wir haben vorher unsere Arbeitsbedürfnisse genau definiert“, erklärt CEO und Co-Founder Patric de Hair mit Blick auf gemütliche Nischen, Co-Working-Spaces, Telefonboxen oder beschreibbare Wände. So strategisch wie das neue Arbeitsumfeld plante Plan.One – Geschäftsführer sind Patric de Hair und Dr. Thomas Schlenker – den Schritt in die Selbstständigkeit. 

Dabei ist das Thema Selbstständigkeit für Patric de Hair vertrautes Terrain. Seine erste Bewerbung schrieb der heute 38-Jährige erst mit 31 Jahren. Bis dahin war der Bielefelder immer selbstständig gewesen. Schon früh übernahm er die Handelsagentur für Möbel von seinem Vater und baute dafür ein B-2-B E-Commerce-Portal auf, um neue Vertriebswege zu erschließen. Später knüpfte er Kontakte nach China, trat erstmals selbst als Möbel-Hersteller auf und fällte schließlich die Entscheidung, auf seine kaufmännische Ausbildung ein Studium draufzusatteln. Er verkaufte seine Handelsagentur und gründete – noch parallel zum Studium – ein kleines Designstudio. „Primär digital ausgerichtet, Ziel war die vollautomatische Fertigung“, betont Patric de Hair. Im Anschluss an sein Studium – ausgebildet in den Disziplinen Architektur, Produktdesign und Bauingenieurwesen – übernahm er für andere Büros dann zunehmend digitale Aufgaben. „Bei Schüco war ich zunächst als Freelancer für Digitalisierungsthemen im Boot“, so der 38-Jährige, der heute – neben Plan.One – das Digital Innovation Lab bei Schüco leitet. Auf der Suche nach White Spots stellte sich während seiner Arbeit für Schüco nach einer Umfrage bei rund 580 Architekturbüros heraus, dass diese ca. 34 Prozent ihrer Zeit mit der Produktrecherche verbringen. „Dafür wollten wir eine Lösung schaffen“, so Patric de Hair. „Denn statt viel Zeit in die Produktrecherche zu stecken, ist es für Architekten doch besser, diese in die kreative Arbeit zu investieren.“ Die Idee für Plan.One war geboren und ging im November 2018 als Schüco-Spin-Off an den Markt.

Suchen und Finden

Konzipiert als intelligentes Assistenzsystem von Architekt*innen für Architekt*innen vereinfacht Plan.One als zweiseitige Plattform das Suchen, Finden und Vergleichen. Mit nur einem Klick ermöglicht Plan.One den Zugang zu allen Bauinformationen. „Die benötigten Produktdetails und Planungsinformationen lassen sich darüber hinaus direkt in die eingesetzte Planungssoftware übernehmen“, erklärt Patric de Hair. Das Vergleichsportal sorgt für mehr Transparenz und gestaltet die Arbeit von Architekt*innen effizienter. Darüber hinaus bietet Plan.One neben BIM-Modellen Inhalte wie CAD-Daten, Zertifikate, Broschüren und Ausschreibungsstexte zum Download an. Die Hersteller von Bauprodukten profitieren wiederum von der Möglichkeit, ihre produktrelevanten Informationen schon in der frühen Planungsphase eines Bauvorhabens zur Verfügung zu stellen. „Gleichzeitig liefern wir Herstellern für sie wichtige Daten und Trends“, so Patric de Hair.

Straffer Strategieplan

Das Start-up startete klein, aber mit einem straffen strategischen Plan für die Marktdurchdringung. Heute arbeiten daran rund 50 Mitarbeitende und etwa 12 Werkstudenten. „Es war anfangs schwierig, Entwickler nach Bielefeld zu holen., Wir haben sogar zeitweilig mit dem Gedanken gespielt, den Standort nach Berlin zu verlegen“, erzählt Patric de Hair. Plan.One blieb und investierte lieber ins Personalmarketing, um gezielt auf die Mitarbeitersuche gehen zu können. „Wir haben straffe Wachstumspläne und setzen auf eine schnelle Marktdurchdringung“, macht der CEO deutlich. Die einfache Kommunikation erleichterte die Arbeit besonders in den Anfängen. Das funktionierte noch ohne feste Strukturen und Prozesse. „Die Schwierigkeit lag eher darin, den richtigen Moment zu identifizieren, um die strukturellen Voraussetzungen für kommende Entwicklungen zu schaffen“, so Patric de Hair. „Denn Dinge verschmelzen oder müssen gesplittet werden. Für mich war es durchaus ein Prozess, Aufgaben abzugeben.“ 

Schnell wachsen

Um das schnelle Wachstum als Start-up zu bewältigen, setzt Plan.One auf ein Wachstumskonzept. „Es braucht eine Integrationsstrategie für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Patric de Hair. Denn neben der reinen Informationsweitergabe soll auch der Spirit des Start-ups an die Neuen weitergegeben werden. „Uns ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden Spaß bei dem haben, was sie tun und Lust darauf haben, in der Bauindustrie Neuland zu betreten. Dann stimmt auch der Motivationspegel.“ Unter dem Oberbegriff „People & Culture“ hat Plan.One auch ein Feelgood-Management verankert. „Bei uns gibt es viel Platz, um Dinge auszuprobieren“, stellt Patric de Hair auch mit Blick auf die agile Unternehmensorganisation fest. So setzt Plan.One zum Beispiel auf Vertrauensarbeitszeit. Wer zwischendurch von Zuhause arbeitet, stimmt das mit seinem Team ab. „Egal wo, Hauptsache produktiv“ lautet die Devise, wenn es um geleistete Arbeitszeit geht. Das heißt: Selbst die Anreise per Zug wird zur Arbeitszeit, wenn Mitarbeitende online sind. Auch Sabbatical-Regelungen sind nach zweijähriger Unternehmenszugehörigkeit eine Option. Um das Unternehmen flexibel und nah an den Mitarbeitenden auszurichten, gehören Umfragen unter den Beschäftigten zu unterschiedlichen Themen quartalsweise dazu.

Im April 2020 gehe ich dann noch einmal für einen Monat in Elternzeit. Es war und ist mir wichtig, diese Phase mitzubekommen.

Als Vater eines neun Monate alten Sohnes hat sich Patric de Hair auch mit dem Thema Elternzeit beschäftigt und sich im letzten Jahr mit gutem Gewissen für einen Monat aus dem Unternehmen verabschiedet. „Im April 2020 gehe ich dann noch einmal für einen Monat in Elternzeit. Es war und ist mir wichtig, diese Phase mitzubekommen“, so der Gründer von Plan.One, der damit nicht zuletzt auch ein Statement für alle Mitarbeitende setzen möchte.

Die Jury des Rats für Formgebung wählte Plan.One übrigens jüngst zum Sieger des begehrten German Design Awards. Mitte 2019 nahm das noch junge Unternehmen mit dem DETAIL Produktpreis seinen ersten Award entgegen. Ende 2019 gab es mit dem German Design Award die zweite Auszeichnung, die neben dem Nutzen der Such- und Vergleichsplattform auch die gelungene Umsetzung des Webdesigns würdigt.

Patric de Hair

Mehr über sein Unternehmen Plan.One findet ihr hier.

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