1. Februar 2021
Gründung des Monats: portHy

Mode für die Gesundheit

Startups Story

Der Name liegt auf der Hand. portHy ist die Abkürzung für portable hygiene – tragbare Hygiene also. Tragbar übrigens im doppelten Wortsinn. Die Handykette mit integriertem Schlauch und zwei Sprühköpfen für das Desinfektionsmittel ist immer dabei – und zugleich tragbare Mode als schickes Lifestyle-Accessoire.

Apropos Hände. Über sie werden rund 80 bis 90 Prozent aller Infektionskrankheiten übertragen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie war das für die Bielefelder Gründer Anlass, sich über das Thema gründlich Gedanken zu machen. „Unser Ziel ist es, Hygiene im Alltag sichtbar zu machen und sie ganz einfach zu integrieren“, berichtet Paul Böllhoff, der gemeinsam mit Julian Hesse, Jonathan und Lukas Tenge portHy im Mai 2020 gegründet hat. „Aus der Verbindung von Mode und Gesundheit ist ein völlig neues Produkt entstanden, das es vorher noch nicht gab“, unterstreicht Jonathan Tenge. „Mein Bruder hat das so schön auf den Punkt gebracht: Für Wind und Wetter gibt es Schutzkleidung, beim Fußball sind es Schienbeinschoner, aber nichts schützt gegen Viren, Bakterien, Keime und Co. Wir wollten das Thema Hygiene, das ja nicht besonders sexy ist, attraktiv gestalten und es den Menschen so einfach wie möglich machen, Desinfektionsmittel immer griffbereit zu haben. Ohne umständliches Kramen in der Tasche.“

Eine Idee kommt in Bewegung

Die Idee zu portHy entstand während des ersten Lockdowns Ende April 2020. Zwei Spaziergänge brachten den Stein ins Rollen. Julian Hesse und Lukas Tenge, die schon länger befreundet sind, „sponnen“ auf einer Tour durch den Teutoburger Wald nach eigener Aussage ein wenig herum, wie das Desinfizieren der Hände einfacher gestaltet werden könnte. Etwa eine Woche später trafen sich die Ehepaare Tenge und Böllhoff zu einem Familienspaziergang und das Thema war wieder virulent. Letztlich brachte die Handykette, die Paul Böllhoffs Mutter bei dem Ausflug ins Grüne trug, die zündende Idee. „Lukas und ich hatten erst eine andere Idee, aber wir vier kamen dann sehr schnell zusammen“, erinnert sich Julian Hesse, der nicht nur in einer Online-Agentur arbeitet, sondern auch Trainer des FC Gütersloh ist. Er verantwortet gemeinsam mit dem gründungserfahrenen Lukas Tenge, der als Advisor fungiert, den Bereich Marketing und Vertrieb. Jonathan Tenge und Paul Böllhoff treiben als Geschäftsführer in Vollzeit die Produkt- und Geschäftsentwicklung voran.

Wir sind einen anderen Weg gegangen, als es sonst für Start-ups üblich ist.

Paul Böllhoff


Eigentlich wollte sich Jonathan Tenge nach seinem Abschluss als Wirtschaftsingenieur in Aachen von Bielefeld aus bewerben, während Paul Böllhoff nach dem erfolgreich absolvierten Abitur, einer Reise durch Südamerika und diversen Praktika zu Beginn des Jahres 2020 anschließend sein Studium aufnehmen wollte. Aber dann kam Coronoa – und portHy. Ein besseres Praktikum gibt es wohl kaum. Die Fünfte im Bunde ist Lilly Tenge, die in Mönchengladbach Textildesign studiert und für den schönen Look der Produkte zuständig ist. Außerdem kümmert sie sich als erste Angestellte des noch jungen Unternehmens u. a. um Gestaltung und Fotoshootings.

Nachhaltiger Schutz

Da es sich um ein ganz neues Produkt handelte, waren so einige Versuche nötig, bis der erste Prototyp stand. Einige Einzelkomponenten mussten eigens für das Bielefelder Start-up gefertigt werden. „Etwa 90 Prozent der Bestandteile beziehen wir von Herstellern aus Deutschland. Viele davon sind in OWL ansässig“, so Paul Böllhoff. „Eine tolle Unterstützung kam von dem Bielefelder Unternehmen Euscher, das die Sprühköpfe liefert.“ Ein Patent für das innovative Hygieneprodukt made in Bielefeld ist bereits beantragt.
Das wasserbasierte Desinfektionsmittel duftet nach Lemongrass und hat somit nichts mit dem beißenden Alkohol-Geruch anderer Mittel zu tun, ist äußerst schonend und auch für sensible Haut geeignet. „Es wird in einem 250 ml-Fläschchen geliefert, das insgesamt für sieben Füllungen reicht“, so Julian Hesse. „Das war uns wichtig. Denn wir wollten ein nachhaltiges und kein Wegwerf-Produkt herstellen.“
Die All-in-One-Sets, die u. a. ein Holdy, eine Haltevorrichtung für das Smartphone, umfassen, tragen Städtenamen: Kopenhagen ist schwarz, Venedig orange und Barcelona rot. Die Namensgebung ist der Sehnsucht nach Freiheit, die für die Gründer untrennbar mit dem Reisen verbunden ist, geschuldet. „Verkaufsrenner ist Kopenhagen“, so Jonathan Tenge. „Das liegt sicherlich daran, dass sich schwarz gut mit der Kleidung kombinieren lässt.“

Steile Entwicklung

Im Januar 2021 waren die Bielefelder Gründer in den überregionalen Medien präsent. Die Pro7-Sendung „taff“ stellte Produkte zum Schutz vor einer Infektion mit dem Corona-Virus vor. Durch den neuerlichen Lockdown im Herbst 2020 wurde der Vertrieb in den stationären Einzelhandel leider etwas ausgebremst. portHy gibt es bislang in Bielefeld, Herford, Gütersloh und Paderborn zu kaufen. Umso wichtiger wurde der eigene Online-Shop.
„Wir sind einen anderen Weg gegangen, als es sonst für Start-ups üblich ist“, skizziert Paul Böllhoff die Entwicklungen der vergangenen Monate. „Sonst werden zunächst monatelang der Markt analysiert und Konsumentenbefragungen durchgeführt. Für uns und unser Produkt war es so, wie wir es gemacht haben, der richtige Weg. Denn wir haben ein super Produkt mit großem Potenzial, das schnellstmöglich auf den Markt musste.“ Und das hat sehr gut geklappt. Von der Idee Ende März 2020 über die offizielle Gründung im Mai bis zum Launch des Online-Shops im November hat das portHy-Team schon so einiges auf die Beine gestellt. Und wie geht’s weiter?
„Auch nach Corona sehen wir einen Bedarf für portHy, denn die Menschen werden durch die Pandemie sensibler mit Infektionskrankheiten umgehen“, sagt Julian Hesse. „Außerdem haben wir noch sehr viele Ideen, wie wir unser Konzept – die Verbindung von Mode und Gesundheit – in anderen Bereichen umsetzen kann.“ Darauf darf man auf jeden Fall gespannt sein.

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