8. März 2022
formdrei Messe und Event GmbH

Nachhaltige Markenauftritte made in Bielefeld.

Green Stories Stories Umdenken und anfangen

Ein Messeauftritt wird gemeinhin mit viel Verpackungsmüll in Verbindung gebracht. Dass das auch anders – nämlich nachhaltiger – geht, stellt das Bielefelder Unternehmen formdrei Messe und Event GmbH eindrücklich unter Beweis. Wie das funktioniert, das berichten Geschäftsführer Armin Hollensteiner und Nachhaltigkeitsbeauftragter Fabian Räker.

Seit 2013 ist formdrei „Sustainable Company“. Warum sind Sie diesen Schritt gegangen?

Armin Hollensteiner:  Zum einen möchten wir als Unternehmen nachhaltig wirtschaften und zum anderen haben wir früh gemerkt, dass auch unsere Kundinnen und Kunden verstärkt eine „grüne Erwartungshaltung“ haben. Weil wir uns als eine der Ersten in der Branche haben zertifizieren lassen, ist das – neben unserer langjährigen Erfahrung – ein Wettbewerbsvorteil und zugleich Marketinginstrument.

Wie sieht die Zertifizierung konkret aus?

Fabian Räker: Das ist immer wieder eine aufwendige Angelegenheit. Denn die Zertifizierung steht ja alle zwei Jahre an. So wie wir Nachhaltigkeit verstehen, ist das ohnehin ein fortlaufender Prozess. Als die erste Zertifizierung anstand, war ich recht neu im Unternehmen und musste mich erst sehr intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Bis wir alle erforderlichen Unterlagen zusammenhatten, habe ich damit sicherlich netto acht Wochen verbracht. Im Rahmen der Zertifizierung müssen wir unser nachhaltiges Verhalten in elf verschiedenen Kategorien nachweisen. Dabei müssen ökonomische, ökologische und soziale Maßnahmen formuliert werden. Von der Energiebilanz über das Mobilitätskonzept, die Abfallwirtschaft, die Lieferantenstruktur, die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern bis hin zur allgemeinen Kosten- und Erlösstruktur können die geprüften Bereiche ganz unterschiedlich sein.

In jeder Zertifizierungsrunde müssen wir zusätzlich neue geplante Maßnahmen formulieren, die wir in den nächsten zwei Jahren umsetzen wollen. Das wird beim nächsten Mal geprüft. So haben wir beispielsweise in unserer Produktion – wir fertigen hausintern – eine Absauganlage mit Wärmerückgewinnung installiert. Alles, was wir tun, müssen wir mit Fotos oder Videos dokumentieren und einreichen. Wenn das nicht ausreicht, schaut sich ein Prüfer auch mal die Gegebenheiten bei uns vor Ort an. 

In unserer Branche ist Abfall beziehungsweise Abfallvermeidung ein Riesenthema. Wir arbeiten sehr viel mit wiederverwendbaren Materialien, Mietmaterialien und Baukastensystemen. 

Armin Hollensteiner: Die Modernisierung unserer Tischlerei sowie die Erneuerung von Fenstern und Außenfassaden stehen auf der Agenda, um noch energieeffizienter zu werden. In unserer Branche ist Abfall beziehungsweise Abfallvermeidung ein Riesenthema. Wir arbeiten sehr viel mit wiederverwendbaren Materialien, Mietmaterialien und Baukastensystemen. Das bedeutet, dass wir bestimmte Module für unsere Kunden einlagern, die wir für den nächsten Messeauftritt individualisieren und kreativ umgestalten. Wir haben ein 5.000 m² großes Lager dafür eingerichtet. Alles fängt mit einer nachhaltigen Planung an. 

Fabian Räker: Außerdem nutzen wir zum Beispiel Software für Zuschnittoptimierung, damit deutlich weniger Verschnitt produziert wird. Materialien, die nicht noch mal auf der Baustelle verbaut werden können, nutzen wir zum Teil intern weiter. So verwenden wir beispielsweise Teppich als Verpackungsmaterial, um unser wertvolles Material zusätzlich zu schützen.

Sie bieten auch projektbezogene Zertifizierungen für Ihre Kunden an …

Fabian Räker: Ganz genau. Das ist für die Kunden ein gutes Marketing-Tool, um mit einem klimaneutralen Messestand werben zu können. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen die sehr umfangreiche Zertifizierung „Sustainable Project“, wo man nachhaltige Maßnahmen detailliert beschreibt und belegt.  Für diese Art der Zertifizierung benötigen wir jedoch mindestens acht Wochen Vorlauf, damit der Aussteller das Zertifikat bereits vorab werbewirksam nutzen kann. Als kostengünstigere und weniger zeitintensive Alternative empfiehlt sich die Berechnung eines projektbezogenen CO2-Fußabdruckes. Dieser wird durch einen speziell entwickelten Messestandrechner bestimmt und die Summe der Emissionen kompensiert. Mit dem Geld werden nachhaltige Projekte in der Region, aber auch internationale, wie die Aufforstung des Regenwaldes, unterstützt. 

Sie sind auf Messen im In- und im europäischen Ausland unterwegs. Ist Regionalität für Sie ein Thema?

Fabian Räker: Auf jeden Fall. Über die Hälfte unserer Top-20-Lieferanten kommen aus OWL. Wenn wir Angebote einholen, entscheiden wir uns bei gleichwertiger Qualität und Kostenstruktur immer für den Kollegen aus der Region. Insgesamt stammen 85 Prozent unserer wichtigsten Lieferanten aus Nordrhein-Westfalen. 

Armin Hollensteiner: Apropos unterwegs: Mobilität ist auch ein wichtiges Thema bei uns. Wenn wir mit der Gestaltung und Montage eines Messestandes beauftragt sind, müssen wir ja zwangsläufig zum Auf- und zum Abbau zum Messestandort fahren. Wir achten genaustens darauf, dass unsere Fahrzeuge ausgelastet sind.

Fühlen Sie sich am Standort Bielefeld wohl?

Armin Hollensteiner: So lange Arminia in Bielefeld ist, bleiben wir hier.

Unabhängig von der Klassenzugehörigkeit?

Armin Hollensteiner (lacht): Selbstverständlich, sonst wären wir ja keine Arminen. Mal abgesehen vom Fußball ist Bielefeld ein guter Standort für uns. Wir sind binnen zwei Stunden in vielen Messestädten, wie Düsseldorf, Hannover, Dortmund und viele mehr. Die ganze Region OWL hat einen starken Mittelstand. Und für diese KMUs möchten wir ein regionaler Anbieter sein. Wir sind ja nun schon seit bald 40 Jahren in der Branche tätig. Und das ist das Schöne hier: Man kennt sich. Wir bekommen viele Kunden über Empfehlungen. Dabei sind auch die vielen Netzwerke, wie DAS KOMMT AUS BIELEFELD, der BVMW oder der Marketing Club OWL Bielefeld hilfreich.

Eine Messe spricht alle fünf Sinne an und der Mensch – das haben wir spätestens in den letzten zwei Jahren gelernt – ist ein soziales Wesen, das den direkten zwischenmenschlichen Kontakt wünscht und braucht.

Während der Corona-Pandemie fanden nur wenige Messen statt. Digitale Messen wurden ausprobiert. Ist virtuell das Modell der Zukunft?

Armin Hollensteiner: Nein, auf keinen Fall. Präsenz ist durch nichts zu ersetzen. Eine Messe spricht alle fünf Sinne an und der Mensch – das haben wir spätestens in den letzten zwei Jahren gelernt – ist ein soziales Wesen, das den direkten zwischenmenschlichen Kontakt wünscht und braucht. Messen sind in ihrer Öko-Bilanz übrigens nicht so schlecht wie vielfach angenommen wird. Denn dort findet zentral und gebündelt Austausch statt, der sonst viel mehr einzelnen Aufwand erfordern würde. Einige Ordermessen mit guten Hygienekonzepten haben trotz Corona stattgefunden. Und die Teilnehmenden waren mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Kleinere und mittelständische Unternehmen brauchen Messen, um sich und ihre Produkte zu zeigen. Diese haben nicht das Marketing-Budget wie große Konzerne oder Marken, um ihre Kundschaft zu erreichen. Außerdem kosten auch digitale Messen viel Geld. Es gibt zudem Produkte, die nur haptisch erfahrbar oder erklärungsbedürftig sind. Das funktioniert am besten in einem persönlichen Gespräch. Außerdem wecken Messen den Entdeckergeist. In kurzer Zeit bekommt man einen guten Eindruck für kommende Trends und man kann sich wunderbar inspirieren lassen. 

Fabian Räker: Nach zahlreichen digitalen Formaten, die während der letzten zwei Jahre ausprobiert wurden und deutlich hinter den Erwartungen der Teilnehmenden geblieben sind, lautet meine Prognose: Digitale Formate können Präsenzveranstaltungen maximal sinnvoll ergänzen, niemals jedoch gleichwertig ersetzen. Hybride Veranstaltungen und die Digitalisierung allgemein sind da schon Themen, die uns beschäftigen.

In welchen Bereichen?

Armin Hollensteiner: Zur digitalen Unterstützung von Präsenzveranstaltungen haben wir in Technik und Wissen investiert. Hier können wir unseren Kunden effiziente und nachhaltige Lösungen bieten. Aber auch intern haben wir die Pandemie dazu genutzt, unser Lager zu digitalisieren. Um Fehler zu reduzieren und dadurch unnötige Kosten einzusparen, arbeiten wir in unserem Lager mit Scanner-Systemen und Barcodes, die über eine Schnittstelle mit unserer Warenwirtschaft verknüpft sind. Denn Nachlieferungen durch vergessenes Material sind nicht nur kostenintensiv, sondern bedeuten auch zusätzliche vermeidbare Emissionen. Außerdem arbeiten wir künftig auf den Messen mit digitalen Baumappen. Durch eine Schnittstelle über ein Tablet ist der direkte Draht zu uns in Bielefeld gegeben. Pandemiebedingt nutzen wir aktuell verschiedene Tools für Videokonferenzen. Während sich diese Art der Kommunikation nicht für Bemusterungen eignet, werden wir zukünftig reine Beratungs- und Präsentationstermine auch vermehrt digital abhalten, um wertvolle Ressourcen einzusparen.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Ihrem Unternehmen aus?

Armin Hollensteiner: Wir sind seit 1999 anerkannter Ausbildungsbetrieb für Veranstaltungstechnik und Tischler*innen. Das ist eine Säule unseres Unternehmens, dass wir viele Mitarbeitende aus dem eigenen Nachwuchs rekrutieren und entwickeln. Wir kooperieren mit Bildungseinrichtungen, um unsere Mitarbeitenden in Workshops und anderen Formaten gezielt weiterzubilden. Auch das verstehen wir unter nachhaltigem Wirtschaften. Nachhaltigkeit bedeutet für uns Zukunftsfähigkeit auf allen Ebenen.

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