1. Mai 2022
Curawork und Facharztagentur über Trends in der Vermittlung von Arbeitskräften

Was andere Branchen von der Gesundheitsbranche lernen können

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Der Gesundheits- und Sozialsektor ist einer der größten Beschäftigungsbereiche in Deutschland. Noch dazu gilt er als einer der dynamischsten Arbeits- und Wachstumsfelder der Zukunft. In Bielefeld arbeiten hier bereits rund 34.000 Menschen. Gerade in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren hat sich allerdings der Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen besonders deutlich bemerkbar gemacht. Ärzt*innen und Pflegepersonal werden händeringend gesucht. 

Aus gutem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation bereits 2020 zum Jahr der Pflegekräfte und Hebammen ausgerufen. Sie wollte auf die Bedeutung dieser Berufe aufmerksam machen. Das war noch vor Corona. Klar ist: Die Pflegebranche leidet unter einem massiven Fachkräftemangel. Curawork, ein ambitioniertes Startup aus Bielefeld, möchte dem jetzt etwas entgegensetzen und baut seit 2021 ein Berufsnetzwerk für Pflegeberufe auf. Über seine Plattform bringt es Pflegeheime und Kliniken mit Pflegefachkräften zusammen. Darüber haben wir mit Nils Bußmann, Head of Marketing, gesprochen. Der Bielefelder Facharztagentur (FAA), ein Pionier bei der Vermittlung ärztlicher Vertretungen an Kliniken und Krankenhäusern, geht es wiederum um die Lösung temporärer Personalengpässe. Ärztinnen und Ärzte vertrauen ebenso wie Verantwortliche in den Einrichtungen seit 2001 der Expertise des Bielefelder Personalvermittlers. Jannis Schröder und Elmar Walljapser wissen um den Bedarf, aber auch um die Trends in der Vermittlung.

Ein Berufsnetzwerk aufbauen

„Unsere Vision ist es, alle Pflegeberufe näher zusammenzubringen und die Professionalisierung des Berufsfeldes zu fördern“, erklärt Nils Bußmann. Und ist sich sicher: „Mit Curawork machen Pflegekräfte einen wichtigen Schritt in Richtung Neugestaltung der Pflege.“ Denn die Jobvermittlung ist für Curawork nur ein Aspekt ihres Plattformmodells. „Wir bauen ein Berufsnetzwerk auf und wollen die Plattform für die Gesundheitsbranche werden“, betont der Head of Marketing. Transparenz, Vernetzung und ein geschützter Raum für den Austausch untereinander gehören zum Konzept des jungen Bielefelder Startups. Dass die Pflege endlich als eigenständige, hoch qualifizierte Profession anerkannt wird, treibt die drei Gründer Raul-Valentin Konnerth, Felix von Minckwitz und Jakob Podkrajac an. Und so ermöglicht ihre Plattform nicht nur den Aufbau eines Karrierenetzwerks. Es regt den berufsspezifischen Austausch an, bietet Weiterbildungsmöglichkeiten und einen einfachen und transparenten Job-Findungs-Prozess. „Im Vorfeld der Idee haben wir viel Recherche betrieben und Evaluationen erhoben. Fakt ist: Es gibt eine hohe Zahl an Fluktuation bei den Arbeitnehmenden in der Gesundheitsbranche. Gerade hier können sich Beschäftigte sicher um den eigenen Wert der Arbeitskraft sein. Die meisten Unternehmen suchen nach Personal. Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Genau da wollen wir unsere Kerbe schlagen“, macht Nils Bußmann deutlich. 

Alles durchzudigitalisieren ist nicht unser Anspruch, schließlich geht es um ein entscheidendes Thema: die Gesundheit von Menschen.

Jannis Schröder

Wandel in der Arbeitsvermittlung

Ein Ansatz, den die seit Jahren in der Personalvermittlung tätige Facharztagentur gut nachvollziehen kann. „Der Bedarf ist sehr, sehr hoch“, weiß Elmar Walljasper, Bereichsleiter Vertrieb. „Gleiches gilt übrigens auch für die Nachfrage an temporären ärztlichen Vertretungen. Diese Dienstleistungen sind ungebrochen extrem gefragt.“ Entsprechend gut ist auch die Anfragesituation durch Kliniken und Praxen. Zumal Krankenhäuser und Kliniken in große Not geraten, wenn OPs nicht stattfinden können. Um ärztlichen Personalengpässen zu begegnen, hat die Bielefelder Facharztagentur in jahrzehntelanger Arbeit ein großes und tiefes Netzwerk aufgebaut. Zu den medizinischen Einrichtungen, an die die FAA Ärzt*innen vermittelt, zählen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) ebenso wie Krankenhäuser oder freie Unternehmen. „Am Kern unserer Arbeit hat sich seit der Gründung durch Dr. med. Jochen Jouaux nichts verändert, wohl aber an dem wie“, so Jannis Schröder, Prokurist und kaufmännische Leitung der FAA. „Nach den vielen Jahren kommen die unterschiedlichen Einrichtungen initiativ auf uns zu, wenn sie kurzfristig – beispielsweise durch eine plötzliche Krankheit eines Mitarbeitenden – einen Vertretungsdienst benötigen.“ Neben diesen spontanen Vertretungen gehören aber auch langfristig geplante zum täglichen Geschäft des Personaldienstleisters. Beispielsweise, wenn durch Urlaube oder längere Ausfälle Bedarf an zusätzlicher ärztlicher Unterstützung besteht, weil diese durch das bestehende Personal nicht aufgefangen werden können. „Wir prüfen und checken vorher die Unterlagen der Ärzt*innen und wollen natürlich auch die Menschen dahinter kennenlernen“, so Elmar Walljasper. Da die FAA bundesweit vermittelt, muss sie auch darauf achten, ob jemand nur in Süddeutschland eingesetzt werden möchte.

Curawork

Es gibt aber auch die Variante, dass jemand im Süden zuhause ist, aber im Norden Deutschlands arbeitet. Doch egal, wie weit Heimat- und Einsatzort voneinander entfernt liegen: Immer braucht es mobile und flexible Kandidat*innen. Neben den jeweiligen fachlichen Skills ist Anpassungsfähigkeit ein Muss für die ärztlichen Vertretungen. Sie sollen schnell in neue Strukturen hineinwachsen sowie ihre Expertise einbringen. Auch wenn sie das Team, Abläufe und Prozesse nicht kennen. Ging es früher um reine Honorarvertretungen, geht es heute um ärztliche Arbeitnehmerüberlassung und befristete Anstellungen. „Der Markt ist durch die Arbeitnehmerüberlassung enger geworden, die Anzahl der Mitbewerber gesunken. Es gibt vier, fünf große Dienstleister. Das hat sich komplett verändert“, erklärt Jannis Schröder. Auch die Arbeitsvermittlung selbst hat sich – und dieser Prozess wurde durch Corona beschleunigt – gewandelt. Als Jannis Schröder 2016 bei der FAA begann, dienten Messen und Kongresse dazu, den Austausch mit Kliniken, Krankenhäusern und Unternehmen zu suchen und potenzielles ärztliches Personal zu gewinnen, damit diese sich auf der Homepage registrieren konnten. „Die Methoden, um sie dorthin zu lenken, haben sich gewandelt. Denn die analoge Suche nach Ärzt*innen über das Ärzteblatt oder über Kongresse beinhaltet immer auch einen großen Streuverlust“, erklärt Jannis Schröder. „Online und über unsere App lässt sich die Gruppe gezielter ansprechen.“ Und so liegt der Fokus inzwischen auf dem Online-Marketing und der App, wo Einsatzangebote zu sehen sind. Beides sind für die Facharztagentur wichtige Recruitinginstrumente. „Die Digitalisierung gibt uns enorme Möglichkeiten, zielgerichteter auf Kandidat*innen zuzugehen“, resümiert Jannis Schröder. 

Zielgerichtete Recruitingprozesse

Das sieht auch Nils Bußmann von Curawork so. Passé ist die Zeit, in der das Recruiting standardmäßig über Zeitungsanzeigen erfolgte. „Man hat keine Gewissheit, ob man die gewünschte Zielgruppe erreicht, denn man weiß nicht, wer die Anzeige liest und ob der- oder diejenige auf Jobsuche ist. Auch Daten lassen sich auf diesem Weg nicht generieren.“ Eine digitale Berufsplattform verhindert den Streuverlust, ist daher zielgerichteter und effizienter. Das Bielefelder Startup setzt auf eine vertikal aufgestellte berufsbezogene Plattform, wo sich Unternehmen aus dem Gesundheitssektor mit einem Profil anmelden und auch an Unterhaltungen und Diskussionen teilnehmen können. Sie können sich dadurch direkt an ihre Zielgruppe richten und offene Stellen bekanntgeben. Zudem sorgen sie für Transparenz und schaffen Einblicke, um Mitarbeitende ganz im Sinne modernen Generation-Marketings zu gewinnen und die eigene Unternehmenskultur zu transportieren und schmackhaft zu machen. „Über unsere Plattform haben Unternehmen zum Beispiel die Option, mit kurzen Videos kleine Einblicke in die Stationen zu gewähren. So kann man das Unternehmensbranding moderner und vor allem auch aktiv als Teil des Plattform-Netzwerkes gestalten“, hebt Nils Bußmann eine von vielen Möglichkeiten hervor. Denn Social Media gehört für Gesundheitsanbieter im Recruitingprozess längst dazu. Auch, um das konservative Einrichtungsbild zu sprengen. Der Wechsel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt zwingt Unternehmen darüber hinaus, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was sie als Arbeitgeber*in ausmacht. Der massive Mangel an Arbeitskräften in der Pflege hat den Bewerbungsprozess umgekehrt: Unternehmen müssen sich bei den Fachkräften bewerben.

Digitale und analoge Wege

„Die digitale Straße ist deutlich breiter geworden“, bestätigt auch Elmar Walljasper von der Facharztagentur. „Dennoch ist der Faktor Mensch extrem wichtig.“ Für den Vertriebler liegt das auf der Hand: Schließlich geht es darum, Menschen zusammenzubringen, die sich vorher nicht gekannt haben und die eng miteinander arbeiten müssen. „Neben dem qualitativen Aspekt hinsichtlich der gesuchten Qualifizierung ist also der Faktor Mensch und wie dieser im Team funktioniert, extrem wichtig“, macht er deutlich. Und so ist die analoge Schiene neben der digitalen für das Team der Facharztagentur ein wesentlicher Punkt. „Viele unserer langjährigen Mitarbeitenden kennen die Ärzt*innen und die Personalverantwortlichen in den Kliniken und Unternehmen. Das hilft immens, um passgenau zu vermitteln. Das sind Faktoren, die man digital nicht abbilden kann“, unterstreicht er. Wichtig ist es Jannis Schröder und Elmar Walljasper nah am Menschen zu sein. „Wir denken viel in Plattformmodellen und wollen auf dem Weg der Digitalisierung alle Partner mitnehmen“, so Jannis Schröder. Und so agiert das Akquiseteam parallel analog und fragt Vakanzen bei Ärzt*innen an.

Jobportale bieten viele Möglichkeiten

Auch Curawork möchte beide Seiten auf seine Plattform ziehen, richtet beim Recruiting jedoch den Fokus auf die Pflegekräfte. So wie die Unternehmen, die ihr Profil erstellen und Stellen ausschreiben, können auch die Pflegekräfte ein Profil mit Lebenslauf und ihren Qualifikationen, wie Fort- und Weiterbildungen, anlegen. Wichtig zu wissen ist: Diejenigen, die sich registrieren, müssen nicht auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sein. Auch wer sich „nur“ austauschen möchte, ist hier richtig. „Unsere Zielgruppe sind alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gesundheitsbereich, die die Plattform mit ihren unterschiedlichen Features nutzen können – eben nicht ausschließlich für die Jobsuche“, so Nils Bußmann.

Sind sie dann doch einmal interessiert, den Arbeitgeber zu wechseln, reicht ein einfaches „Häkchen“ am Profil, um diese Funktion zu aktivieren. Dadurch ermöglicht Curawork einen niedrigschwelligen Zugang zum Jobportal. Ein Matching-Programm führt beide Parteien schließlich zusammen. Unternehmen können daraufhin Einladungen versenden – ohne zunächst zu wissen, um wen es sich handelt. Sie sehen nur die berufliche Entwicklung der Pflegekräfte. „Sie wollen wir beim Jobwechsel empowern“, sagt Nils Bußmann. Die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ist für den Head of Marketing längst ein aktiver Prozess auf beiden Seiten, wobei jede Partei Konditionen abwägen kann. Von der Frage, ob das Gehalt passt bis hin dazu, ob ein Führerschein vorausgesetzt wird. „Diese Dinge lassen sich effizient bereits im Vorfeld klären, bevor man persönliche Gespräche führt. Das ist auch für Unternehmen, die auf Personalsuche sind, günstiger. Die Unternehmen sind offen für neue Möglichkeiten und Konzepte.“

Das Thema Mensch 

Die Digitalisierung schreitet weiter voran. Das eine tun und das andere nicht lassen – lautet die Devise der Facharztagentur. „Alles durchzudigitalisieren ist nicht unser Anspruch, schließlich geht es um ein entscheidendes Thema: die Gesundheit von Menschen“, sagt Jannis Schröder. „In unserem Haus tauschen sich viele dazu aus und behalten immer auch den analogen Aspekt im Auge. So suchen wir zum Beispiel gerade wieder Unterstützung im Team und haben zwei Stellenausschreibungen offen“, fügt Elmar Walljasper ergänzend hinzu. „Unsere Vision ist es, dass sich Auszubildende in Pflegeberufen bereits zum Ausbildungsbeginn in unserem Karrierenetzwerk anmelden, um deutschlandweit vernetzt Kontakte zu knüpfen, aber auch den Austausch zu suchen, um über Neuerungen auf dem Laufenden zu bleiben“, macht Nils Bußmann den Anspruch von Curawork deutlich. Schließlich haben Pflegekräfte im Arbeitsalltag häufig wenig Zeit, miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen. Ein Frage-Antwort-Portal löst bei Curawork dieses Dilemma. „Wir haben 20 Expert*innen, die sich mit Arbeitsrecht, aber auch Gesundheit und Psyche auskennen und hilfreiche Tipps geben. Langfristig sind auch in Sachen Karriere und Weiterbildung noch Tools denkbar“, erklärt Nils Bußmann.

www.curawork.de 

www.facharztagentur.de 

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