5. Januar 2021
Follow-up: Semalytix

Das Ohr am Netz

Foto: Leslie Johannmeier

Startups Story

Künstliche Intelligenz ist ihr Metier. „Wir konzentrieren uns mit den von uns entwickelten Algorithmen und Tools auf das Pharmageschäft“, sagt Janik Jaskolski, CEO des 2015 gegründeten Bielefelder Start-ups Semalytix, als Spin-off der Forschungsgruppe Semantic Computing entstanden. Ziel ist es, die Behandlungsmethoden für Menschen zu verbessern und dafür die Patientenperspektive bzw. deren Erkenntnisse einzubeziehen.

Wie ist der Stand heute?

Semalytix ist ein KI-Technologie Startup, das unbekannte und unadressierte Patientenbedürfnisse aufdeckt. Wir wollen ein möglichst tiefes Verständnis dafür erzeugen, wie Menschen an Krankheiten leiden. Damit wollen wir erreichen, dass die Prioritäten von Patienten immer mehr in den Fokus moderner Medikamentenentwicklung rücken. 

Aus diesem Grund haben wir in den letzten 18 Monaten Pharos entwickelt und marktreif gemacht. Pharos ist eine KI-basierte Forschungsplattform zur systematischen Erforschung von Patientenbedürfnissen. Sie analysiert unstrukturierte öffentliche Daten wie Blogs, Foren, soziale Medien, bereinigt und analysiert Erfahrungsberichte von Patienten, um unter anderem in Echtzeit Einblicke zu liefern, wie stark sich eine Krankheit auf das Leben von Patienten auswirkt. Letztes Jahr haben wir für Semalytix eine Finanzierung in Höhe von 4,3 Millionen Euro erhalten, unser internationales Team hat also noch einiges vor und auf gewisse Weise geht es jetzt erst richtig los. Derzeit arbeiten 69 Menschen aus 24 Nationen bei uns und helfen dabei, die Patientenversorgung weltweit zu verbessern.

Was war die größte Herausforderung – was der größte Fehler?

Die größte Herausforderung war es, unsere Software Pharos mit relativ eingeschränkten Ressourcen zu realisieren und markttauglich zu machen. Für uns war es ein riesiger Schritt, aus einem projektbasierten Unternehmen ein Enterprise-Software-Unternehmen zu machen. Da ist unser Team über sich hinausgewachsen. Dazu ist unsere Software komplex und wir arbeiten in einer ebenso komplexen Industrie (im Gesundheitswesen). Das erfordert Expertenwissen und außergewöhnliche Fähigkeiten auf allen Ebenen.

Als Fehler würde ich im Nachhinein vielleicht unsere Zeitplanung ansehen. Wir sind immer sehr ambitioniert und haben daher viel Druck auf allen Ebenen aufgebaut. Das ist auch nötig, weil wir, obwohl wir hier in Bielefeld sind, Konkurrenz im Silicon Valley haben. Das war für uns und vor allem für unsere Mitarbeiter*innen immer sehr intensiv. Wenn wir heute die Uhr zurückdrehen würden, würden wir durch noch größere Fokussierung ein kompakteres Produkt herausbringen und insgesamt die Roadmap etwas entzerren.

Und die beste Erfahrung?

Die beste Erfahrung ist, dass sich alle Anstrengungen gelohnt haben. Wir haben Pharos entwickelt, wir haben es in den Markt geschafft, wir haben eine gute Investments-Runde gemeistert. Und: Wir sind noch lange nicht fertig. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir alles gemeinsam geschafft haben. Wir sind als Team an den Herausforderungen gewachsen und auch zusammengewachsen. So sind die Erfüllung unserer Meilensteine alles gemeinsame Erfolge und das ist eine tolle Erfahrung

Was sorgte für den eigentlichen Push?

Wir hatten den unbedingten Willen Pharos zu realisieren. Das war für uns der Game-Changer. Dazu hat natürlich auch die Finanzierung beigetragen. Erst so hatten wir die benötigten Ressourcen, die Software dann auch marktfähig zu machen und in einem Jahr die Anzahl unserer Kunden zu vervielfachen.

Was ist das nächstes Ziel?

Unser Potential ist riesig, aber wir müssen realistisch bleiben. Wir wollen weitere Kunden gewinnen und uns am Markt etablieren. Dazu gehört auch, dass wir (medizinische) Studien, die durch unser Produkt durchgeführt werden, publizieren und systematisch präsentieren, was wir können.

Euer Tipp für andere …

Sucht euch gute Partner*innen und gute Berater*innen. Die Erfahrungen anderer kann sehr wertvoll sein und enorm weiterhelfen in eurer Entwicklung.  Diese Erfahrung haben Erstgründer*innen zumeist nicht, daher holt euch diese Erfahrung woanders.

Was schätzt Ihr an Bielefeld?

Wir schätzen an Bielefeld und der Region, dass es ein dichtes Netz an Kontakten zu anderen Unternehmern der Region gibt. Es herrscht ein offener Austausch und eine große Hilfsbereitschaft. Wir erleben nicht die ostwestfälische kalte Schulter und Sturheit, sondern vielmehr eine große Gemeinschaft. Dazu darf bei uns nicht unerwähnt bleiben, dass Bielefeld eine Forschungs- und Universitätsstadt ist. Unser Unternehmensursprung liegt hier und wir freuen uns, weiterhin gute Leute aus der Forschung und dem universitären Umfeld für Semalytix zu gewinnen.

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