3. November 2022
P-ton AG

Innovationen für ein „digiloges“ Miteinander

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Startups sind per Definition Gründungen mit hohem Innovationsgrad. Das trifft par excellence auf die Bielefelder P-ton AG zu. 2019 gründete Jürgen Hase das Unternehmen, das als Company Builder Startups auf den Weg bringt und mit innovativen Geschäftsideen die Sozialisierung der Digitalisierung vorantreibt.


Herr Hase, Sie sind Gründer und CEO der P-ton AG, die als Company Builder Startups gründet und finanziert. Wie kamen Sie dazu?

Jürgen Hase: Das liegt wohl zum Teil in meiner Vita begründet. Ich habe Nachrichtentechnik studiert, einen großen Teil meines Berufslebens mit der Telekommunikation verbracht und mich – quasi als Early Bird – schon früh mit dem Internet of Things im B2B-Umfeld beschäftigt. Was mir aber immer fehlte, war die Frage, wie man dem Endkunden die Digitalisierung näherbringen kann. Denn die Digitalisierung im Bereich Industrie 4.0 und damit auch viele Geschäftsideen sind oft ganz stark B2B-orientiert und dienen der Verbesserung von Prozessen. Während meiner beruflichen Station in Indien hatte ich dann gleich vier Business-Ideen, um Menschen B2C-getrieben mit Hilfe von Digitaltechnik die Digitalisierung näher- und damit zusammenzubringen. Allerdings sofort verbunden mit dem einschränkenden Gedanken: Fokussier dich lieber auf eine! (lacht). Aber dann habe ich überlegt und mir die Frage gestellt „Was muss ich machen, dass alles geht?“ Dadurch konnten wunderbare Ideen für den Consumer-Markt entstehen, alle hoch skalierbar und weltweit einsetzbar.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell genau aus?

Jürgen Hase: P-ton ist ein Company Builder, der Startups gründet und finanziert. Dabei fungieren wir als Ideenschmiede, in der verschiedene Teams innovative digitale Ideen zur Reife bringen. Wenn die Idee des Teams so weit gereift ist, dass daraus eine profitable Geschäftsidee werden kann, geht es raus in eine eigene selbstständig arbeitende Gesellschaft. Wir – das sind zehn feste Mitarbeitende und ein Team von über 140 „P-toneers“, die weltweit auf Anteilsbasis arbeiten – begleiten den gesamten Lebenszyklus einer Unternehmensgründung: von der Entwicklung des Geschäftsmodells über die Suche nach der richtigen Investition bis hin zur Beschaffung der Fachkenntnisse und Kontakte, die ein Startup benötigt. Unterstützung kommt aus unserem Netzwerk aus internen und externen Expert*innen. Das heißt, die Startups nutzen auch unsere Dienstleistungen vom Marketing über Personal bis zu Finanzen. Also im Prinzip alles, was man cross ansetzen kann. Dadurch können sie sich ganz auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Das gilt für die Startups, die aus unseren eigenen Geschäftsideen heraus entstanden sind, wie auch für externe Startups, deren Gründer wir in der P-ton unterstützen.

Sie haben bislang schon fast eine Handvoll Startups auf den Weg gebracht. Gefühlt sind es ganz bunte Ausgründungen …

Jürgen Hase: Wir möchten die Vorteile der analogen und digitalen Welt kombinieren, die Digitalisierung erlebbar machen und das soziale Miteinander durch digitale Möglichkeiten vereinfachen und fördern – das ist die Klammer. „We socialise digitalisation“ lautet daher auch unser Claim. Wir unterscheiden bei allem was wir tun, analoge Menschen von denen, die stark digitalisiert sind. Ersteren wollen wir einen Schubs geben, um vom Analogen mehr ins Digitale zu gehen. Aber auch andersherum sehen wir Bedarf. Denn wir wollen sowohl be- als auch entschleunigen. Am Ende wollen wir Technik erlebbar machen, dafür braucht es einen hohen Innovationsgrad.

Wie machen Sie aus Innovationen tragfähige Geschäftsideen?

Jürgen Hase: Zum einen agieren wir endkundenorientiert. In der Regel geht es bei den Ideen um Massenprodukte, die viele Menschen kaufen und nutzen. Dafür sind unsere Teams breit aufgestellt. Junge Wilde, die disruptiv an Themen herangehen, Expert*innen, die ihr Fachwissen einbringen und Erfahrene mit einem großen Netzwerk. Diese drei Gruppen bilden die innovative Triangel. Die Expert*innen, die wir uns beispielsweise für das Unterhaltungs-, Kultur- und Gastronomie-Konzept Stay-2-Discover ins Boot geholt haben, zählen zu den Besten im Markt. Neben Schweizer Filmexpert*innen, die die 360-Grad-Filme produzieren, gehört unter anderem auch ein Sternekoch und ein Team von Dramaturg*innen und Architekt*innen dazu. Wichtig ist uns, dass wir alles groß und best in class denken.

Das hört sich kostenintensiv an …

Jürgen Hase: Das stimmt. Aber bei Stay-2-Discover steckt zum Beispiel ein neuartiges Eventkonzept mit einer Mischung aus Kino-, Gastronomie- und Reiseerlebnis dahinter. Das ist ein komplett anderes Set-up. Die Kunden tauchen in eine 360-Grad-Erlebniswelt ein, bestehend aus einem runden Raum mit 20 Meter Durchmesser, bestückt mit 5 Meter hohen digitalen rahmenlosen Displays sowie einer riesigen bespielbaren Kuppel. Wir entführen beispielhaft nach Paris auf den Eiffelturm. Am Wiener Prater soll das Pilotprojekt umgesetzt werden. Dafür stehen 6,5 Millionen Euro bereit. Es soll zum Herbst 2023 realisiert werden. Dafür haben wir auch Ditti Bürgin-Brook, Koproduzent von „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, gewinnen können. Als ich ihn fragte, ob wir für ihn nicht drei Nummern zu klein seien, antwortete er: „Ich mache bei euch mit, weil es Spaß macht und ihr eine arschlochfreie Zone seid.“ Und damit trifft er den Kern unserer DNA, denn hier drückt keiner gegen den anderen oder sägt an dessen Stuhl.

Und warum haben Sie in Bielefeld gegründet?

Jürgen Hase: Als wir die Idee für P-ton hatten, war ich noch beruflich in Indien, mein ältester Sohn Jakob in Bielefeld. Wir sehen in der Region viel Potenzial. In Berlin gibt es jeden Tag einen neuen Hype, das ist nicht unsere DNA. Das Bielefelder Ökosystem mit Founders Foundation, Pioneers Club und den in der Region fest verwurzelten Hidden Champions – letztere werden oft komplett unterbewertet – zeichnet sich durch ganz besondere Stärken aus. Statt lauter, dominieren hier eher die leisen Töne. Und: Was gesagt wird, wird gemacht. Die Entscheidung für Bielefeld haben wir ganz bewusst getroffen. Auch wenn ich zugeben muss, dass wir anfangs auch Hannover als Standort angedacht hatten, da dort unsere Wurzeln liegen. Aber, wie gesagt, das Potenzial von Bielefeld spricht für sich.

Sie werden vom Bielefelder Startup-Paket unterstützt, wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?

Jürgen Hase: Über die WEGE während einem der Netzwerktreffen. Dadurch haben wir auch viele Connections zu anderen Startups – auch aus dem Bereich der Founders Foundation, die viel im B2B-Bereich unterwegs sind – bekommen. Das begeistert mich nach wie vor, denn Netzwerke sind ein Motor für Innovation. Denn ein zweites Standbein ist es ja, unser Know-how an externe Startups weiterzugeben. Wir sind sehr offen dafür und die ehrliche Kommunikation gefällt uns gut. Außerdem bin ich ein Freund von pragmatischen Ansätzen und dazu passt auch das Bielefelder Startup-Paket. Das Geben und Nehmen funktioniert auf kurzem Weg. Dadurch entsteht definitiv eine Win-win-Situation.

Gibt es etwas, was Sie Gründer*innen mit auf den Weg geben wollen, Herr Hase?

Jürgen Hase: Um eine Bierdeckel-Idee tragfähig zu machen, ist es entscheidend, sich zu vernetzen. Inzwischen werden 15 Startups von uns unterstützt. Sie sind brillant in dem, was sie tun und sollen sich darauf konzentrieren können anstatt sich mit Themen wie HR oder Finance zu beschäftigen. Partnernetzwerke beschleunigen Prozesse. Das setzt aber die Bereitschaft voraus, sich dem Netzwerk bewusst zu öffnen und mit anderen zusammenzuarbeiten. „Was kann ich?“ und „Was fehlt mir noch?“ sind zwei Fragen, mit denen sich Gründer*innen auseinandersetzen müssen. Und natürlich muss jede*r für seine Idee brennen. Das halte ich für extrem wichtig. Und ein dritter Tipp: Keine Angst vor den Großen und vor Hierarchien! Unsere jungen Wilden suchen zum Beispiel ganz direkt das Gespräch mit Vorständen und Geschäftsführenden. Netzwerke vereinfachen den Zugang zu dieser Ebene. Dieses Netzwerken zu lernen, kann ich jedem empfehlen. Es gibt nichts zu verlieren, man lernt nur dazu. Mir liegt vor allem die Staffelübergabe an die nächste Generation am Herzen. Wir wollen Entrepreneure aufbauen.

Herr Hase, P-ton hat bereits mehrere Startups – wie meet-2-play oder Stay-2-Discover – auf den Weg gebracht. Was sind das für Gründungen?

Jürgen Hase: Das Spektrum ist sehr weit gefächert. Nach gut zwei Jahren harter Arbeit befinden sich bereits spannende Ideen in der Umsetzung. meet-2-play entwickelt eine hybride Brettspiel-Konsole für Familien, die mit dem Internet verbunden ist. Das AVA-Team hat das Konzept klassischer Gesellschaftsspiele so in die digitale Welt übertragen. Rodina als Ausgründung Stay-2-Discover ist wie bereits erwähnt ein völlig neues Unterhaltungs-, Kultur- und Gastronomie-Konzept. Ein Out-of-Home-Erlebnis mit der größten 360-Grad-LED-Fläche der Welt in Kombination mit einer speziell entwickelten 360-Grad-Filmtechnologie. Mit Hilfe der Technik bringen wir Menschen zusammen und bescheren ihnen Unterhaltung, gemeinsame Erlebnisse und Momente. Sozusagen ein „Digiloges Miteinander” statt digitaler Isolation.

Ein Teil der Umsätze fließt in soziale Projekte …

Jürgen Hase: Genau, ein Prozent des Umsatzes der GmbH-Töchter fließt in soziale Projekte. Insgesamt gibt es jedes Jahr zehn regionale oder nationale nachhaltig aufgestellte Projekte, die wir unterstützen. Gerade sind wir dabei dafür eine Stiftung zu gründen. „Donate-2-Aid“ soll 2023 an den Start gehen. Die Begrenzung auf zehn Projekte pro Jahr dient übrigens dazu, dass wir für jedes der Projekte mehr Geld generieren können. Und natürlich sind es keine Projekte, wo wir etwas entwickeln. Aber wir freuen uns, wenn die Crowd mit Ideen für neue Projekte auf uns zukommt.

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