6. Mai 2024
Was macht gutes Leadership aus?

New Work & Leadership Ambassador Laura Bornmann zu den HR Trends 2024

DKAB Partner Stories

Die Stimme von New Work & Leadership Ambassador Laura Bornmann hat Gewicht. Sie ist eine der führenden, wenn es um Themen wie New Work, Digitalisierung und die Bedeutung von HR geht. Menschen zufriedener und Unternehmen erfolgreicher zu machen, ist ihre Mission. Mit 28 führte die heute 32-Jährige als Leiterin der Personalentwicklung 18.000 Mitarbeitende bei REWE, war dann Managing Director bei Startup Teens und Gen Talents und ist heute mit fast 100.000 Follower*innen LinkedIn Top Voice. Worauf sich HR jetzt konzentrieren sollte, machte die Keynote Speakerin der diesjährigen People Company Werkstatt eindrücklich deutlich. Überzeugend, leidenschaftlich und erfrischend direkt. 

„Menschen machen den Unterschied, deshalb sollte HR langfristig und nachhaltig sein“, lautet ihre Botschaft. Denn das Szenario in Deutschland sieht wenig rosig aus: Die Generation der Baby Boomer geht bis Ende der 2030er in den Ruhestand. Die Belegschaft setzt sich dann zu rund 80 Prozent aus der Gen Y, Z, und Alpha zusammen. „Der demografische Wandel führt zu einem Fachkräftemangel und ist die am besten prophezeite Krise, die auf uns zurollt“, bringt Laura Bornmann den Status quo auf den Punkt und fordert: „Wir müssen dringend die richtigen Rahmenbedingungen schaffen!“ Allein bis 2030 fehlen fünf Millionen Fachkräfte. Vier bis fünf Unternehmen verzeichnen jetzt schon Produktivitätseinbußen aufgrund unbesetzter Stellen. Für die Speakerin heißt das vor allem eins: Es müssen Brücken gebaut werden. „Denn die meisten Menschen haben Bock auf Arbeit“, wie sie es formuliert. 

Mitarbeitende emotional binden

Diejenigen, die mit ihrem Job unzufrieden sind, wechseln. Loud Quitting heißt dabei ein neues Phänomen, mit dem Arbeitnehmende ihre Kündigung auf Social Media öffentlich machen. Dabei ist schlechte Führung immer häufiger der Haupt-Kündigungsgrund. „Was können wir verändern, damit die Leute bleiben?“, fragt Laura Bornmann mit kritischem Blick auf den Ist-Zustand und schlüsselt entscheidende Faktoren auf. So belegt eine Umfrage unter 38 Millionen Arbeitnehmenden, dass von 100 Beschäftigten 19 Prozent keine und 67 Prozent nur eine geringe emotionale Bindung zum Unternehmen haben. Die Folge: Der Krankenstand wächst und befindet sich auf einem Rekordniveau. Mitarbeitende, die emotional gebunden sind, fallen krankheitsbedingt pro Jahr jedoch nur 4,8 Tage aus während diejenigen, die nicht oder wenig gebunden sind, auf 9,1 Krankentage kommen (Quelle: Gallup). Dazu passt, dass die Wechselbereitschaft bei 45 Prozent liegt. „Die ist so groß wie nie“, erklärt die 32-Jährige. Und auch die Zahl derer, die innerlich längst gekündigt haben, steigt auf das höchste Niveau seit 2012 und macht satte 19 Prozent aus. „Wir müssen die Menschen emotional binden. Nur das wirkt sich positiv aus“, appelliert sie. Wesentlich dafür ist das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Geschäftsleitung. Doch auch das befindet sich mit nur 24 Prozent auf einem Tiefstand. „Dabei braucht es gerade jetzt Sicherheit, Vertrauen, Empathie, Stabilität und Zuversicht, um Menschen zu binden und erfolgreich zu führen. Darauf müssen wir den Fokus legen. Emotionale Bindung und Führung sind die Hebel. Empathisch zu sein, bedeutet aber nicht, immer nett, sondern vielmehr einfühlsam zu sein“, wie sie betont.

Wir müssen Veränderung lernen und als Chance
begreifen. Neues muss begeistern, damit Menschen keine Angst vor Veränderung haben.

Laura Bornmann

Arbeitswelt im Wandel

Alarmierend ist für die Expertin in New Work & Leadership außerdem die Zunahme psychischer Erkrankungen. Die Burnout-Quote steigt. Zu den wesentlichen Ursachen zählen die Menge und Komplexität sowie die permanenten Veränderungen unserer Arbeitswelt. „Ein Drittel der Fachkräfte in Deutschland fühlt sich belastet und verunsichert, unter anderem durch diffuse Unternehmensziele, zu viel Bürokratie und destruktive Mitarbeitende. Wie sollen sie da Vorbild für andere sein?“, fragt Laura Bornmann mit Blick auf die Folgen. Denn sowohl die Produktivität als auch die Mitarbeitenden-Zufriedenheit leiden darunter. Weitere Herausforderungen entstehen durch den zunehmenden Einsatz von KI. Auch im Bereich HR erfolgt die Automatisierung von Aufgaben durch KI. „Die Vorteile, die eine KI – nennen wir sie einfach mal „Paul“ – mitbringt, ist lang. Und Fakt ist: Jeder hätte gern einen Paul, denn er hat zehnmal so viele Fähigkeiten wie wir, kostet nur 5 Prozent der durchschnittlichen Personalkosten, analysiert in Sekundenschnelle, braucht keine Pause und ist nie krank“, listet sie einige Vorzüge auf. Doch KI kann nicht alles gut. Weder kritisch hinterfragen, noch vernetzt denken, Haltung zeigen oder Herzen berühren. „Daher brauchen wir Menschen mit KI-Skills, um den Alltag effizienter zu gestalten, aber auch, um Chancen zu beleuchten, Angst zu nehmen und Sicherheit in Veränderung zu geben.“ Denn zwischenmenschliche Fähigkeiten gewinnen in einer von KI-geprägten Arbeitswelt an Gewicht.

Menschen wachsen lassen

Angesichts dieser Herausforderungen sollten sich gute Führungskräfte darauf konzentrieren, Menschen wachsen zu lassen. Ein positives Beispiel ist für sie Fußballtrainer Jürgen Klopp. „Er vermittelt seinem Team Klarheit, holt das Maximum aus vorhandenen Ressourcen heraus, gibt Energie und sieht seine Aufgabe darin, Talentmagnet und Potenzial-Entfalter für die Spieler zu sein“, erklärt Laura Bornmann. Übertragen auf den Bereich HR heißt dies, den Fokus radikal auf die Persönlichkeitsentwicklung und die Soft Skills der Mitarbeitenden zu richten. „Wir müssen viel mehr investieren, viel mehr tun, damit sich Führungskräfte selbst besser kennenlernen und den Mut mitbringen, nicht immer die besten Fachexpert*innen zu Führungskräften zu machen, sondern eben diejenigen, die am besten führen können.“ Für die Feedback-Kultur hält sie wiederum ein Zitat der ehemaligen Apple- und Google-Managerin Kim Scott bereit: „Be a kick-ass boss without losing your humanity.“ Für Laura Bornmann die richtige Art und Weise, wie man als Führungskraft klares Feedback geben kann, ohne an Menschlichkeit zu verlieren.

Laura Bornmann bei der People Company Werkstatt 2024

Resilienz als Superpower

Eine weitere Kompetenz, die es in Zukunft braucht, ist Resilienz. „Wir müssen Führungskräfte sensibilisieren, Prioritäten zu setzen. Das hören wir zwar schon seit 20 Jahren, aber zugegeben, auch ich schaffe das selten“, gibt Laura Bornmann zu. Resilienzstrategien sind für sie eine Superpower, um die mentale Gesundheit in sich schnell verändernden Zeiten zu erhalten. Auch vor dem Hintergrund, dass Veränderung das ist, was künftig Bestand hat. „Wir müssen Veränderung lernen und als Chance begreifen. Neues muss begeistern, damit Menschen keine Angst vor Veränderung haben“, erklärt sie in die Zukunft gerichtet. Denn 60 Prozent der Jobs, die unsere Kinder künftig machen, kennt heute noch keiner. Was es braucht, sind neben einer neuen Lernkultur, neue unterhaltsame und moderne Formate.

Die eigene Marke stärken

„Menschen folgen Menschen und nicht Unternehmen. In Zeiten eines Arbeitnehmermangels ist dies ein Riesenhebel fürs Recruiting“, betont die Speakerin in Richtung Employer Branding via Social Media. Vorausgesetzt, Unternehmen treten authentisch und glaubwürdig auf Social Media auf. Tun sie das nicht, verabschieden sich neue Mitarbeitende schnell wieder. „Damit dies nicht passiert, sollte man Führungskräfte und Mitarbeitende zu Botschafterinnen des Unternehmens machen“, rät Laura Bornmann. Im Kontext von New Work geht es um selbstbestimmtes Arbeiten, um individuelle Bedürfnisse und Möglichkeiten: von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf über Hobbys bis hin zu Pflegeaufgaben. Mitarbeitenden zu vertrauen und Verantwortung abzugeben, lautet für Laura Bornmann das Gebot der Stunde. „Wir müssen individuelle, mit den Unternehmensanforderungen vereinbare Lösungen schaffen, statt die Vergangenheit linear weiterzudenken. Denn die Ergebnisse zählen.“

Doch die größte Ressource ist Vielfalt. Divers zusammengesetzte Teams mit Mitarbeitenden unterschiedlichen Alters und Geschlechts arbeiten nicht nur erfolgreicher. Divers besetzte Unternehmen haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. „Besonders groß ist dieser Zusammenhang beim Frauenanteil im Topmanagement. Die Wahrscheinlichkeit ist um 21 Prozent höher“, macht Laura Bornmann deutlich. Trotzdem sind die Themen Diversität und Inklusion immer noch mit Vorurteilen behaftet. Egal, ob offen geäußert oder unterbewusst mitgetragen. „Daher reicht es nicht, HR-Recruiting-Teams divers und inklusiv zu besetzen“, stellt sie in ihrer Keynote fest. „Es braucht neben Trainings zu unbewussten Vorurteilen auch Zielquoten, zum Beispiel zehn Männer im Unternehmen zu haben, die in Elternzeit gehen. „Wir müssen in Führung investieren und das Thema in den Mittelstand und in Startups transportieren“, resümiert Laura Bornmann, für die moderne Führung immer auch nachhaltig ist.

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