9. Juni 2022
Arminia Bielefeld

Niemand erobert den Teutoburger Wald!

Green Stories Umdenken und anfangen

Das ist der Ruf der Fans von Arminia Bielefeld, der am Spieltag in der SchücoArena erschallt. Und dass die Liebe zum Teuto kein bloßes Lippenbekenntnis ist, belegt das Projekt „Arminia-Wald“ ganz eindrücklich. Es ist eine von vielen Maßnahmen, die der Sportclub der Ostwestfalen in puncto Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht hat.

Bereits 2019 hat Arminia durch die Kampagne „Deine Dauerkarte für den Teutoburger Wald“ mehr als 20.000 Bäume gepflanzt. Jetzt wird dieses Projekt ausgeweitet: Gemeinsam mit Fans und Partner*innen sowie in Abstimmung mit dem Land NRW und der Stadt Bielefeld übernimmt der DSC die Verantwortung für einen „Arminia-Wald“ – ein drei Hektar großes Waldstück in Stadionnähe. 

„Nachhaltigkeit ist ein großes, komplexes Thema, das sowohl unser ökonomisches als auch unser ökologisches und soziales Handeln betrifft“, erklärt Patrick Lippek von der Abteilung „Fußballkultur und Soziales“. Mit sozialen Projekten zu Integration und Inklusion, um nur mal beispielhaft zwei Bereiche zu nennen, ist Arminia schon seit Jahrzehnten unterwegs. Jetzt drückt der Verein in Sachen Ökologie auf die Tube und hat sich mit der Beratungsagentur „Fokus Zukunft“ weitere Expertise mit ins Boot geholt.

Die erste große Aktion des DSC war der Nachhaltigkeits-Spieltag am 30. April 2022 gegen Hertha BSC. Arminia legte ein Sondertrikot, gefertigt aus recyceltem Stoff aus je 13 Plastikflaschen, in eine auf 1.500 limitierte Stückzahl auf. Für jedes verkaufte Trikot wird ein Baum im Teutoburger Wald gepflanzt. Zusätzlich wurde eine Spendenaktion in Kooperation mit der Stadt Bielefeld, Bielewald e.V. und climatebloom ins Leben gerufen. Überall im Stadion gab es Info-Stände, an denen sich die Fans informieren konnten. 

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Einmalig in Deutschland ist übrigens die Kooperation zwischen dem DSC Arminia und dem Landesbetrieb Wald und Holz zur Schaffung einer weiteren Ranger-Stelle. „Damit legen wir den Fokus auf Aufklärung und Sensibilisierung. Mit unserer Stadionschule, ein Projekt zur Berufsorientierung, das wir zusammen mit dem Fan Projekt machen, haben wir mit Bildungsarbeit schon sehr gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Patrick Lippek. „Im Rahmen der Präventionsarbeit der Akademinia waren wir beispielsweise mit unserer U15-Mannschaft anderthalb Stunden mit dem Bielefelder Ranger im Teuto unterwegs. Dabei haben die Jungs viel über den Schutz des Waldes gelernt. Wir finden es wichtig, so früh wie möglich mit der Sensibilisierung bei diesem Thema anzufangen.“ 

Umdenken initiieren

Aber noch mal zurück zum Nachhaltigkeitsspieltag. Am 30.4. hat Arminia die komplette An- und Abreise der Fans und die Emissionen, die die verkauften Speisen und Getränke verursachten, klimaneutral gestellt. In der Bundesliga alles andere als eine Selbstverständlichkeit. „Zusammen mit Fokus Zukunft haben wir unsere CO2-Bilanz erstellt“, sagt der Medien- und Kommunikationswissenschaftler, der seit 2018 beim DSC arbeitet. „Das klingt zunächst banal, erfordert aber sehr viel Recherchearbeit. Die Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht.“ Dabei wurde beispielsweise klar, dass ein Haupttreiber für Emissionen die Fan-Mobilität am Spieltag ist. Abgesehen von der Kompensation mit Zertifikaten ist hier die Einflussnahme des Vereins begrenzt, Autofahrer zum Umdenken zu bewegen. „Wir haben die Kooperation mit moBiel. Die Eintrittskarte berechtigt zur Nutzung des ÖPNV. Außerdem haben wir direkt am Stadion eine Parkfläche für Fahrradfahrer geschaffen, die während des Spiels bewacht wird. Wir hoffen, dass wir mit dem Angebot ein Umparken im Kopf bewegen können“, lacht Patrick Lippek. Dabei ist allein die Analyse, wie viele Menschen tatsächlich mit welchem Verkehrsmittel zum Spiel anreisen, gar nicht so einfach. Durch eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld soll die Anreise künftig besser nachverfolgt werden können. 

Es sind viele kleine Schritte, die der DSC macht. Dazu gehören zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit Foodsharing e. V. und Restlos e. V., um der Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. „Wichtig ist, dass das Thema Nachhaltigkeit im gesamten Verein gelebt wird. Da haben wir sehr viel Glück, denn wir bekommen eine richtig gute Rückendeckung von Geschäftsführung und Präsidium. Wir stellen abteilungsübergreifende Projekte auf die Beine. Dabei kommen uns die kurzen Wege, die wir im Vergleich zu anderen Vereinen der ersten und zweiten Liga haben, zugute. Wir kommen so recht schnell in die Umsetzung. Viele Maßnahmen werden fachlich von den Kolleginnen und Kollegen in den Abteilungen verantwortet, die mein Kollege Ali Haksal und ich lediglich koordinieren. Dazu gehört zum Beispiel das Thema smarte Beleuchtung. Darum kümmert sich unser Facility Management. Wir stellen sukzessive auf LEDs um. Smart ist dabei die Steuerung. Das bedeutet, dass unser Facility Manager auch von zu Hause aus kontrollieren kann, ob beispielsweise alle Lichter ausgeschaltet wurden.“ Bei Renovierungsarbeiten, wie im Presseraum oder im Spielertunnel versucht der Verein so nachhaltig wie möglich zu arbeiten.

Im Bereich erneuerbare Energien wurde bei Arminia schon lange umgedacht. Seit dem Jahr 2000 ist die SchücoArena mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Mit dem Beginn der Spielzeit 2008/2009 kam eine zweite Anlage mit zusätzlich 798 Solarmodulen dazu, die von Schüco in das gläserne Dach der Osttribüne montiert wurden. Mit einer Leistung von 220 Kilowatt gehört die Photovoltaikanlage auf der SchücoArena zu den großen Anlagen auf Fußballstadien in Deutschland. Insgesamt 1.700 Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern erzeugen pro Jahr rund 180.000 Kilowattstunden Strom. Dieser wird direkt in das Stadtwerke-Netz eingespeist und entspricht einem Jahresverbrauch von 65 durchschnittlichen Haushalten mit einem Stromverbrauch von 2.800 kWh/a. Doch damit nicht genug. „Mit den Stadtwerken führen wir momentan Gespräche, wie wir als Unternehmen eine hundertprozentige Umstellung auf klimaneutrale Energie bewerkstelligen können“, berichtet Patrick Lippek. 

Einfach mal machen!

Diese zupackende, zutiefst ostwestfälische Mentalität steht bei Arminia im Vordergrund. Dabei ist das „einfach mal machen“ aber mitnichten kopfloser Aktivismus, sondern es sind sehr wohl bis zu Ende gedachte Maßnahmen, Aktionen und Projekte, die – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – langfristig angelegt sind. Dazu gehört die Verwendung fair gehandelter Bio-Baumwolle für die Merchandising-Produkte. Der DSC beteiligt sich dazu an dem Projekt „Vom Feld in den Fanladen“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Bekleidungsunternehmen Brands Fashion. Gemeinsam mit sechs weiteren Vereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga gilt der DSC Arminia damit als Pionier auf diesem Gebiet. Der Fokus der Bewegung liegt auf Indien, einem der größten Baumwollproduzenten weltweit. Rund 45 Millionen Inder*innen erarbeiten sich ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau und der Verarbeitung von Baumwolle. Dabei steht die Produktion konventioneller Baumwolle wegen des Einsatzes von Pestiziden, des hohen Wasserverbrauchs, der Menschenrechtsverletzungen und der ausbeuterischen Entlohnungen in der Kritik. Die Bedingungen sollen verändert werden. Eine Umstellung auf Bio-Baumwolle dauert bis zu drei Jahren und ist für die Produzent*innen mit hohem wirtschaftlichen Risiko verbunden. Hier kommt die Initiative „Vom Feld in den Fanladen“ ins Spiel. Weiterbildungen im ökologischen Anbau, die Bereitstellung von ökologischem Saatgut sowie die Schaffung des Marktzugangs, die eine Qualitätsprüfung und Zertifizierung für die Produzierenden mit sich zieht, sollen den Übergang erleichtern. Ab Herbst 2023 wird der DSC in den Fanläden somit fair produzierte Fantextilien anbieten. 

„Arminia Bielefeld hat eine Strahlkraft, die über die Region hinausgeht. Fußball hat eine verbindende Kraft. Jenseits von Herkunft und Geldbeutel kommen Menschen zusammen, die sich vielleicht sonst nie begegnen würden. Sie feuern ihre Mannschaft an, freuen sich gemeinsam über Siege und leiden zusammen bei Niederlagen. Das bringt eine gesellschaftliche Verantwortung mit sich, der wir uns stellen wollen“, betont Patrick Lippek. „Denn Arminia ist deutlich mehr als 11 Leute auf dem Platz. Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten verstehen wir als Prozess, den wir step by step angehen.“

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