1. Oktober 2020
Arminia wieder erstklassig

Ostwestfälische Bodenständigkeit

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Arminia gehört zu Bielefeld wie der Pudding zu Dr. Oetker. Nach 11 Jahren spielt der Club der Ostwestfalen wieder in der 1. Liga. Die vergangene Saison war ein Rausch: Arminia Bielefeld stellte den erfolgreichsten Sturm und die beste Defensive der Liga, schoss 65 Tore und kassierte nur 30. Am Ende der längsten Saison der Bundesliga-Geschichte stand die verdiente Zweitliga-Meisterschaft und der achte Aufstieg in das Oberhaus des deutschen Fußballs. Und hatte Arminia auf dem Papier nicht den hochkarätigsten Kader, so war es der Teamgeist, die entschlossene Mannschaftsleistung, die letztlich den Erfolg brachte. Der Weg dahin war allerdings nicht so ohne.

Als Samir Arabi im Sommer 2011 die Position als Sportlicher Leiter – mittlerweile ist er Geschäftsführer Sport – bei den Blauen antrat, war Arminia als Tabellenletzter in die 3. Liga abgestiegen. Gerade mal drei Spieler hatten noch gültige Verträge. Mit seinen Verpflichtungen, u. a. von Fabian Klos, bewies er ein gutes Händchen. Abgesehen vom Relegationsdrama 2013/2014 – Arminia stieg in der folgenden Saison sofort wieder in die 2. Liga auf – begann eine Phase der sportlichen Konsolidierung. Doch Ende 2017, sportlich lief es gerade ganz ordentlich für die Blauen, drohten aufgrund des angehäuften Schuldenbergs der Lizenzentzug und die Insolvenz. „Mit zukünftigen Erlösen wurde die Gegenwart finanziert. So wurde aus einem Schneeball eine Lawine“, skizziert Markus Rejek, seit Oktober 2017 kaufmännischer Geschäftsführer beim DSC Arminia Bielefeld die höchst bedrohliche Situation. Der 52-Jährige gilt als Architekt des in der Fußballbranche beispiellosen Entschuldungskonzepts. Ein Zusammenschluss von ostwestfälischen Unternehmen aus dem starken Mittelstand. 

Arminia ist Kulturgut 

Im „Bündnis OWL“ engagieren sich viele namhafte Unternehmen der Region. Sie retteten Arminia letztlich vor der Insolvenz. Eine bislang im deutschen Profi-Fußball einmalige Sache. „Die Unternehmen verfolgen keine Eigeninteressen, sondern wollen helfen, Arminia als Kulturgut und als Aushängeschild national für den Standort Bielefeld zu unterstützen“, betont Markus Rejek. Das Besondere dabei ist, dass die Mitglieder des Bündnisses ihre unternehmerische Expertise zur Verfügung stellen, sich aber aus dem Tagesgeschäft raushalten. Mit dem Verkauf des Stadions – beteiligt haben sich u. a. auch sechs Unternehmen aus dem Bündnis OWL – wurde die KGaA „netto-finanzschuldenfrei“ und die Profi-Mannschaft wieder wettbewerbsfähig. Ein ganz wichtiger Baustein für den sportlichen Erfolg, den Arminia momentan erlebt. 

Aktuell hat der Verein sich mit sieben Neuzugängen verstärkt und dabei keinen Cent Ablöse gezahlt. Man ist aus den Erfahrungen klug geworden. Ein Klassenerhalt soll keinesfalls auf Pump realisiert werden. Ausgestattet mit dem kleinsten Etat der Bundesliga wird diese Erstliga-Saison nur dann erfolgreich sein, wenn die Blauen eine geschlossene Mannschaftsleistung auf den grünen Rasen bringen. Samir Arabi hat Arminia mit einem Gummiboot unter lauter Motorbooten beschrieben, um die Position des Clubs in der 1. Liga und die Diskrepanz der finanziellen Möglichkeiten bildlich zu beschreiben. Aber es spricht ja nichts dagegen, dass ein Gummiboot im Laufe der Zeit allmählich einen Motor erhält. Die Konzentration auf die eigenen Tugenden ist gefragt. Ganz gemäß des Vereinsmottos: stur, hartnäckig, kämpferisch. 

Man darf gespannt sein, mit welchen Anekdoten die Bundesliga-Saison 2020/21 die schwarz-weiß-blauen Geschichtsbücher bereichern wird. Freuen wir uns auf Begegnungen mit den Bayern, Dortmund, Gladbach, Schalke und dreizehn anderen Teams. Und wenn vielleicht im nächsten Jahr wieder viele Zuschauer in das Stadion dürfen, steht der 12. Mann/die 12. Frau geschlossen hinter dem Team. Auf geht’s, Arminia!

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