1. März 2022
Interview mit Peter Stockmeier, Auszug aus: Nachhaltig wirtschaften - Was sonst!

Verantwortung übernehmen

Peter Stockmeier, Foto: Stockmeier Group

DKAB

„Nachhaltigkeit ist das Megathema der nächsten Jahre. Dafür tragen wir als Unternehmen Verantwortung“, betont Peter Stockmeier. Überhaupt zieht sich das Stichwort Verantwortung wie ein roter Faden durch das Gespräch. Bezogen auf ganz verschiedene Bereiche ist es fest verankert in der DNA des 1920 gegründeten Familienunternehmens. „Die Stockmeier Gruppe übernimmt Verantwortung für ihre Mitarbeitenden, ihr Geschäft, die Umwelt und die Gesellschaft. Verantwortungsbewusstes, nachhaltiges Handeln und wirtschaftlicher Erfolg gehören für uns zusammen“, bringt es der geschäftsführende Gesellschafter auf den Punkt.

Er selbst hat in mittlerweile dritter Generation Verantwortung für die Stockmeier Gruppe übernommen. „Das Unternehmen ist immer ein Teil der Familie gewesen und ich bin da einfach reingewachsen. Schon während meiner Kindheit war es am Frühstückstisch ein Thema, am Wochenende habe ich meinen Vater in die Firma begleitet und später in den Ferien im Lager gearbeitet“, erinnert sich Peter Stockmeier. „So habe ich früh eine emotionale Bindung aufgebaut.“ Eine Lehre im Groß- und Außenhandel war für ihn die Bestätigung: „Da habe ich Blut geleckt und wusste, das ist genau der richtige Beruf. In den letzten 30 Jahren habe ich es nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben.“

Verwurzelt in Bielefeld

Die Zentrale der Stockmeier Group im Herzen von Bielefeld, Foto: Stockmeier Group

Ebenso verbunden fühlt sich Peter Stockmeier seiner Heimatstadt. „Mein Großvater hat das Unternehmen vor 100 Jahren in Bielefeld gegründet, mein Vater hat es in den 60ern übernommen und das Fundament geschaffen, auf dem ich aufbauen konnte. Unsere Familie ist hier seit vielen Dekaden zuhause. Ich fühle mich wohl in der Stadt, bin hier zur Schule gegangen, habe meine sozialen Wurzeln hier. Obwohl wir in den letzten 20 Jahren stark gewachsen und ein internationales Unternehmen geworden sind, wird Bielefeld immer die Zentrale sein, wo die Fäden zusammenlaufen.“ Hier verwurzelt zu sein, bedeutet für den Geschäftsführer auch, sich sozial für seine Heimatstadt einzusetzen. Durch die Stockmeier Stiftung wird zum Beispiel der Bau des Kinderkrankenhauses in Bethel unterstützt oder der Verein Tabula und gemeinsam mit der Stadt Bielefeld das Programm Sports4Kids ins Leben gerufen und langfristig unterstützt. Generell möchte der Geschäftsführer eine Lanze brechen für die lebenswerte Stadt am Teutoburger Wald. „Bielefeld hat ja immer ein bisschen das Image der grauen Maus“, sagt Peter Stockmeier mit einem Schmunzeln. „Aber Mitarbeiter, die neu hierherkommen, sind oft überrascht, wie schön es hier ist. Bielefeld ist eine grüne Stadt mit vielen Angeboten. Und gerade, was den Wohnraum anbelangt, nicht zu vergleichen mit Metropolen wie München, wo eine Familie in der Innenstadt keine bezahlbare Wohnung mehr findet. Außerdem ist Ostwestfalen-Lippe wirtschaftlich eine starke Region mit vielen großartigen Familienunternehmen. Wir fühlen uns am Standort Bielefeld wohl und haben vor Ort viele Kunden, mit denen wir seit Jahrzehnten Geschäftsbeziehungen pflegen. Auch in der Hinsicht gibt es eine lange Tradition und Verwurzelung.“

Alle in einem Boot

Womit auch schon wieder die Verbindung zum Leitthema geschaffen wäre, denn der Mittelstand ist in der Region stark vertreten und wiederum mit verantwortlich für deren wirtschaftlichen Erfolg. „Überhaupt ist der Mittelstand die tragende Säule der deutschen Wirtschaft“, unterstreicht Peter Stockmeier und ergänzt: „Die deutliche Mehrheit aller Mitarbeitenden in Deutschland ist im Mittelstand beschäftigt.“ Für den Bielefelder verbirgt sich genau dort auch eines der „Erfolgsgeheimnisse“ von Familienunternehmen. „Es gibt einfach eine enge emotionale Bindung zwischen Firmeninhaber und Mitarbeitenden. Man sitzt gedanklich in einem Boot. Das ist etwas Anderes als bei einem Konzern, wo regelmäßig wechselnde Personen Verantwortung übernehmen – das meine ich ganz ohne Wertung. Ein Familienunternehmen kann langfristig ganz anders agieren als ein börsennotiertes Unternehmen, das in Quartalen oder Halbjahren denkt. Und man hat natürlich ein großes Eigeninteresse daran, die Firma voranzubringen. Das gelingt, indem man sich mit dem Beruf identifiziert, sich voll einbringt, ein Vorbild ist und die Mitarbeitenden mitnimmt.“

Die Null im Blick

Genau Letzteren fühlt sich die Stockmeier Gruppe ebenso verpflichtet wie der Umwelt. „Als Chemiebetrieb muss man sich seiner Verantwortung bewusst sein“, unterstreicht der Geschäftsführer.

„Der verantwortungsbewusste Umgang mit Gefahrstoffen ist in der Stockmeier Gruppe selbstverständlich.“ Auffangwannen unter Lager- und Abfülleinrichtungen, Abwasserbehandlungsanlagen, emissionsmindernde Maßnahmen, Brandmelde- und Sprinkleranlagen sind nur ein Teil des Sicherheitssystems. Die Fachkräfte für Arbeitssicherheit arbeiten eng mit den Mitarbeitenden zusammen, um sichere und gute Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, die Umsetzung der Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien zu überprüfen und maßgeschneiderte Lösungen zu bieten. „Wir haben stets die Null im Blick“, fasst Peter Stockmeier die Unternehmens-Devise zusammen: „null Unfälle und arbeitsbedingte Verletzungen und null Toleranz bei Verstößen gegen die Grundsätze eines ordnungsgemäßen Geschäftsgebarens.“ Dazu gesellt sich ganz explizit ein weiteres Unternehmensziel: null CO2-Emissionen. Aber wie lässt sich das erreichen und was bedeutet das Buzz-Word „Nachhaltigkeit“ für die Stockmeier Gruppe? „Ich verstehe darunter die Balance aus ökonomischem, ökologischem und sozialem Handeln“, erklärt Peter Stockmeier. „Natürlich möchten wir als Wirtschaftsunternehmen Gewinne erwirtschaften und maximieren, aber das Ganze ergibt nur Sinn, wenn wir dabei den sozialen und ökologischen Aspekt nicht aus den Augen verlieren. Mit Blick auf die Naturkatastrophen der letzten Jahre wissen wir alle, dass an dem Thema Klimaschutz gearbeitet werden muss. Nachhaltigkeit muss Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein und wir leben das schon seit vielen Jahren. Nachhaltigkeit ist das Megathema der nächsten Jahre. Wer da nicht mitmacht, der wird einen Nachteil haben. Aber ich sehe ein Umdenken bei den Unternehmen.“

Unter Nachhaltigkeit verstehe ich die Balance aus ökonomischem, ökologischem und sozialem Handeln.

Peter Stockmeier, Geschäftsführer Stockmeier Gruppe

CO2-Ausstoß senken

Ganz konkret bedeutet das für die Stockmeier Gruppe an verschiedensten Stellschrauben zu drehen, um Ressourcen zu schonen bzw. möglichst effizient einzusetzen. Mal mit auf den ersten Blick kleinen Maßnahmen wie dem Austausch von Leuchtmitteln, der schon lange praktizierten Mülltrennung in Büros, Baumpflanzaktionen oder dem Leasing-Angebot von E-Bikes für Mitarbeitende. Mal mit deutlich mehr Aufwand wie bei der Rückgewinnung der Wärme in Laboren oder dem Austausch von Kompressoren, die (zu) viel Energie verbrauchten. Ganz konkret profitiert die Umwelt auch davon, dass die Stockmeier Gruppe gezielt auf Palmöl aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau setzt. „Außerdem haben wir die gefährlichen Abfälle/Gefahrgüter, die entsorgt werden müssen, im Vergleich zum Vorjahr – von 2019 zu 2020 – um 32 Prozent reduzieren können“, so Peter Stockmeier. „Die Gesamtabfälle sind im gleichen Zeitraum um 20 Prozent gesunken.“ Die wichtigste Messlatte, die beim Thema Nachhaltigkeit angesetzt wird, ist aber der CO2-Ausstoß. Den senkt das Unternehmen unter anderem durch die Investition in energieeffizientere Anlagen, den Bau von Blockheizkraftwerken und den Einsatz von Photovoltaik auf seinen Hallendächern. „Wir haben das klare Ziel, bis 2035 den CO2-Ausstoß um 100 Prozent zu reduzieren. In den letzten fünf Jahren haben wir den Anteil um 33 Prozent gesenkt. Die Energieeffizienz haben wir seit 2014 um 28 Prozent gesteigert“, freut sich Peter Stockmeier. „Obwohl wir unser Geschäftsvolumen in dieser Zeit deutlich ausweiten konnten, haben wir weniger Energie verbraucht.“

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