1. Dezember 2021
Partner des Monats: Ev. Johanneswerk

„Werde Teil des guten Werks“

Partner

Das Ev. Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Deutschlands mit Sitz in Bielefeld. Rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen tätig. Die Angebote richten sich an alte und kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche. Allein in Bielefeld sind 1.500 Mitarbeitende für das Johanneswerk tätig. Mit der Kampagne „Werde Teil des guten Werks“ positioniert sich die gemeinnützige GmbH als attraktive Arbeitgeberin. Wir haben mit Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender des Vorstands und der Geschäftsführung, u. a. über den Fachkräftemangel, das Image der Pflegeberufe und den Bau eines neuen Altenheims in Bielefeld gesprochen.

Herr Dr. Habenicht, macht sich der Fachkräftemangel bei Ihnen bemerkbar?

Dr. Ingo Habenicht: Ich würde nicht ausschließlich von einem Fachkräftemangel sprechen. Denn in allen Bereichen,  über alle Branchen hinweg, wird deutlich, dass Mitarbeitende fehlen, auch Führungs- und Hilfskräfte. Das ist kein exklusives Problem der Pflegeberufe. Bei uns sieht es vergleichsweise gut aus, weil wir recht bekannt sind und gute Arbeitsbedingungen bieten. Mit proTeam, das ist eines unserer Tochterunternehmen, haben wir zudem ergänzend eine eigene Zeitarbeitsfirma, die Fach- und Hilfskräfte überlässt bzw. vermittelt. Überwiegend in unsere Unternehmensgruppe, aber auch an externe Dienstleister und Träger im sozialen, kirchlichen, diakonischen und caritativen Bereich. 

Sie sprachen von guten Arbeitsbedingungen. Wie sieht das in der Praxis aus?

Dr. Ingo Habenicht: Wir haben uns die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben auf die Fahnen geschrieben. Das ist eines unserer Arbeitgeberversprechen. Wir haben rund 130 Zeitarbeitsmodelle bei unseren Mitarbeitenden. Wir versuchen so flexibel wie möglich auf die individuellen Wünsche einzugehen, was Arbeitszeiten und Umfang anbelangt. Seit 2013 lassen wir uns regelmäßig durch „audit berufundfamilie“ zertifizieren. Und unsere Mitarbeitenden können ein Sabbatical einlegen. 

Außerdem ermöglichen wir unseren Mitarbeitenden Entwicklungschancen. Wir haben ein breites Fortbildungsangebot, führen regelmäßig Perspektivgespräche, begleiten die Karriereplanung, bieten Förderprogramme und Qualifikationen für angehende Führungskräfte. Wir möchten unseren Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit so viel Gestaltungsraum wie möglich lassen. Man muss aber einräumen, dass in der Pflege nicht alles realisierbar ist. Die Grenzen setzen nicht wir, sondern die Menschen, die wir unterstützen. Bestimmte Abläufe, zum Beispiel, dass morgens das Frühstück zubereitet wird, müssen gewährleistet werden. 

Sie sind aber nicht „nur“ in der Pflege unterwegs …

Dr. Ingo Habenicht: Richtig, unsere Tochtergesellschaft „Techniklotsen“ entwickelt IT- und Telefonielösungen im Bereich der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Dort arbeiten rund 80 Mitarbeitende. Und wir bieten Stellen und Ausbildungsplätze in kaufmännischen Berufen an. Und zu den guten Arbeitsbedingungen, gehört nicht zuletzt, dass wir überdurchschnittlich gut zahlen. Die Pflegeberufe haben leider immer noch mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass die Entlohnung schlecht sei. Das ist bei uns anders. Die diakonischen Tarife belegen in der Pflege und den sozialen Berufen den Spitzenplatz.

Was heißt das in Zahlen?

Dr. Ingo Habenicht: Um nur ein Beispiel zu nennen: Eine Pflegefachkraft erhält sofort nach der Ausbildung zum Berufseinstieg ein Grundgehalt von 3.257,80 € – plus Zuschläge, Jahressonderzahlung, Altersversorgung und gegebenenfalls weitere Zulagen/Zuschläge zum Beispiel für Dienste.  

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Generationen Y und Z bei der Berufswahl nicht primär auf das Gehalt gucken. Womit können Sie die jüngere Generation begeistern?

Dr. Ingo Habenicht: Die jüngeren Generationen, aber natürlich nicht nur die, geben an, dass Sinnhaftigkeit – oder auch purpose – ein ausschlaggebendes Argument für die Wahl eines Berufs, aber auch für die Entscheidung pro oder contra eines Arbeitgebers ist. Und was kann es Sinnvolleres geben als für Menschen da zu sein, die Unterstützung brauchen? Das ist unsere Aufgabe. 

Wie erreichen Sie die jüngere Zielgruppe?

Dr. Ingo Habenicht: Wir sind schon lange bei Facebook und Instagram aktiv. Für unsere  Social-Media-Aktivitäten arbeitet ein junges Team zusammen, das nah dran ist an der Zielgruppe. Über die digitalen Kanäle versuchen wir Interessierte auf unsere Homepage zu bekommen. Dort sind alle Informationen zum Johanneswerk als Arbeitgeber zusammengefasst. Auf unserem Karriereportal finden sich die Stellenangebote mit allen Benefits, die wir bieten. Dazu gehört unter anderem auch ein Job-Rad, Job-Ticket und unser betriebliches Gesundheitsmanagement. Die zusätzliche Altersvorsorge ist dabei für die Jüngeren vielleicht zunächst nicht so wichtig, aber später sind sie sicherlich froh, eine zusätzliche Rente zu haben. Insgesamt sieht man unserem Web-Auftritt an, dass wir ein modernes Unternehmen sind. Den Austausch mit anderen Unternehmen aus ganz anderen Branchen, wie er durch die Partnerschaft mit DAS KOMMT AUS BIELEFELD zustande kommt, finde ich bei vielen Themen, wie zum Beispiel Social Media sehr anregend. Da kann man sich viele Inspirationen holen und manchmal ist es auch beruhigend, dass andere Unternehmen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.  

Hat das Ev. Johanneswerk vielleicht auch damit zu kämpfen, dass der Bezug zu Kirche im Firmennamen steht? Schreckt das potenzielle Bewerber*innen ab?

Dr. Ingo Habenicht: Evangelisch steht bei uns im Namen, das ist Teil unserer Corporate Identity. Aber wir leben keine konfessionelle Enge. Wir stellen auch Mitarbeitende ein, die nicht zur Kirche gehören. Es geht uns vielmehr um die Haltung, um die Werte, die dahinterstecken, wie ein respektvolles Miteinander. Wir arbeiten hauptsächlich für Menschen im Alter, Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Pflege oder Hilfe brauchen, unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Herkunft, Alter, Geschlecht und sexueller Orientierung. Dieselbe Offenheit, mit der wir den Menschen in unseren Einrichtungen begegnen, bringen wir unseren Mitarbeitenden entgegen. Wir laden jeden ein, bei uns Teil des guten Werks zu werden. Wir haben beispielsweise ein Kooperationsprojekt mit Ankara. Demnächst werden 50 junge Menschen aus der Türkei, überwiegend Muslime eine Ausbildung bei uns beginnen. In ihrer Heimat haben sie keine gute Perspektive, die können wir ihnen bieten. Es ist uns wichtig, selbst auszubilden und keine „fertigen“ Arbeitskräfte abzuwerben.  

Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten?

Dr. Ingo Habenicht: Die besten Maßnahmen bewirken wenig, wenn das menschliche Miteinander nicht stimmt. Wir legen sehr großen Wert auf eine angenehme Atmosphäre und einen respektvollen Umgang miteinander. Wenn uns nicht gerade Corona einen Strich durch die Rechnung macht, veranstalten wir einen unterhaltsamen Willkommenstag für unsere neuen Mitarbeitenden. Insgesamt haben wir eine gute Einarbeitungskultur. Was ich an Resonanz bekomme, ist sehr positiv. Die „Neuen“ freuen sich darüber, dass sie freundlich aufgenommen werden, ihr Arbeitsplatz gut vorbereitet ist und dass sich die Kolleginnen und Kollegen Zeit für Fragen nehmen. Wir in der Geschäftsführung, mit Dr. Bodo de Vries und Burkhard Bensiek sind wir zu dritt, bemühen uns immer ansprechbar zu sein. 

In Bielefeld gibt es bereits sechs Einrichtungen für ältere Menschen unter dem Dach des Ev. Johanneswerks. Jetzt kommt bald eine Weitere dazu …

Dr. Ingo Habenicht: Im Frühjahr soll der Spatenstich zum Bau des Perthes-Zentrum erfolgen. In Kooperation mit der BGW entsteht im Kamphofviertel das Perthes-Haus mit 72 Plätzen, das durch einen Garten mit Gemeinschaftsraum mit einer Wohnanlage mit 28 Einheiten verbunden ist. Das entspricht unserer Philosophie, dass Altenheime nicht abgeschottet sind, sondern bewusst die Öffnung in das Stadtquartier stattfindet. Diese quartiersnahe Versorgung leben wir schon seit Jahrzehnten. Die Menschen sollen Gemeinschaft erleben, wenn sie es möchten, und sich aber auch in ihre Zimmern zurückziehen können. Individualität und Kollektivität müssen in eine gute Balance gebracht werden.  

Über die Gründung des Ev. Johanneswerks 1951 durch Karl Pawlowski schrieb die lokale Presse seinerzeit, es sei ein „Bollwerk gegen die Not“ und „Beitrag zum sozialen Frieden“. Ist das heute noch zutreffend?

Dr. Ingo Habenicht: Inhaltlich stimme ich zu. Sozialer Friede, ja das passt schon. Bollwerk … Nun, ich würde andere Wörter wählen. Unsere Vision ist es, dass alle Menschen in Würde selbstbestimmt und in Gemeinschaft leben können. Zum Menschen gehören eben diese Selbstbestimmung sowie das Recht auf Privatheit und Gemeinschaft. Das Ziel ist global. Wir wissen, dass wir nicht die ganze Welt retten können, aber wir können durch unsere Arbeit einen Beitrag dazu leisten. 

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