1. Mai 2021
Gründung des Monats: Messing Weine

Edle Tropfen im Einklang mit der Natur

Startups Story

Das klingt nach einem ungewöhnlichen Projekt: Bio-Weine aus Bielefeld. Die Stadt am Teutoburger Wald kann mit vielen Dingen punkten, aber Weingüter sucht man hier eher vergebens. Das ist aber kein Hinderungsgrund für Raphael Schmidt und Felix Broeker. Direkt an der sonnenverwöhnten Steillage der Mosel, wo die Trauben schonend wachsen dürfen, kreierten sie ihre ersten veganen Weine und brachten sie nach Bielefeld.

Gegründet haben Raphael Schmidt und Felix Broeker Messing Weine 2021. Aber die Idee dazu ist schon älter – und ist in den beiden Unternehmern gereift. Wie ein guter Wein. „Zuvor waren wir schon acht Jahre in der Getränkebranche tätig“, erzählt Raphael Schmidt. Er und Felix Broeker kennen sich seit frühesten Kindertagen, besuchten dieselbe Schule und studierten gemeinsam BWL. Vor etwa drei Jahren lernte Raphael Schmidt auf einer Messe den Ökojungwinzer Hubert Botzet vom Bioweingut Hubertushof in Lieser an der Mosel kennen. Schnell kam man ins Gespräch, auch darüber, dass in einem familiengeführten Vier-Personen-Betrieb Marketing und Vertrieb schnell zu kurz kommen. Das Konzept des biodynamischen Anbaus passte gut in das Konzept der beiden Bielefelder, die seinerzeit schon die Idee hatten, eigene Weine kreieren zu wollen. 

2019 nahm das Unternehmen Fahrt auf. Raphael Schmidt und Felix Broeker reisten zur Lese an die Mosel legten eine steile Lernkurve während ihres „learning by doing“ auf dem Weingut hin. Und sie knüpften wertvolle Kontakte zur Wein-Community. Sie fuchsten sich voller Begeisterung rein in die Materie und absolvierten ein Seminar am Deutschen Weininstitut. Seitdem sind die Gründer von Messing Weine offiziell „Anerkannte Berater für Deutschen Wein“. 

Probieren geht über studieren

Bei der Kreation von neuen Weinen ist die Theorie hilfreich, aber letztlich entscheidet immer der Geschmack. „Zunächst haben wir cuvertiert, also mit einem Gemisch aus mehreren Rebsorten gearbeitet. Das Ergebnis war nicht schlecht, aber eben auch nicht überragend. Wir wollten von Anfang an qualitativ hochwertige Weine machen. Und es ist wirklich so, wie man sich das vorstellt: Man muss immer wieder zwischendurch probieren“, lacht Felix Broeker, „denn die Dauer der Lagerung – ob Stahltank oder Holzfass – ist neben Lage, Boden, Klima, Maischestandzeit und vielem mehr entscheidend für das Geschmacksprofil. Letztlich sind wir mit einer Riesling Auslese und einem Spätburgunder Rosé gestartet. Etwas später kam noch ein Weißburgunder als idealer Gegenspieler zu unserer feinherben Riesling Auslese dazu und mit Messing Pétillant Natural ein herausragender organischer Perlwein.“ 

Das ist die Generation, die die Folgen des Klimawandels richtig zu spüren bekommt und Wert auf einen nachhaltigen und ausgewogenen Lebensstil legt.

Apropos organisch: Die Herstellung der Weine erfolgt ohne den Einsatz synthetischer Hilfsstoffe. Das bedeutet, dass die Reben rein biologisch wachsen. Außerdem sind die Weine vegan. Zwar sind Weine pflanzliche Produkte, aber in der Weinerzeugung wird zum Teil tierisches Eiweiß, zum Beispiel in Form von Gelatine, verwendet. Auf diese Hilfsmittel wird bei Messing Weinen ganz bewusst verzichtet. „Außerdem war es uns wichtig, dass wir nicht nur die Transportwege kurz halten, sondern auch bei der Produktausstattung so nachhaltig wie möglich agieren“, betont Felix Broeker. „Die Druckerei, die die Etiketten für uns produziert, ist nur acht Kilometer vom Weingut entfernt. Die Rohstoffe, Flaschen, Kapseln und alles, was wir brauchen, befinden sich in einem Umkreis von 40 Kilometern, bevor die fertig abgefüllten Weine in unser Lager nach Bielefeld transportiert werden“, ergänzt Raphael Schmidt. Die Versendung der guten Tropfen, die die Kunden im Online-Shop erwerben, erfolgt klimaneutral über DHL. 

Einfach machen

Für die Gründung sind Raphael Schmidt und Felix Broeker ins Risiko gegangen. „Ja, da haben wir erst tief ins Portemonnaie greifen müssen“, erinnert sich Raphael Schmidt an die Vorfinanzierung von jeweils 1.200 Liter Riesling und Rosé samt Produktausstattung. „Das war schon mit einem etwas mulmigen Gefühl verbunden, aber weil unsere Ware nicht verderblich ist, haben wir uns gesagt: Wir haben nichts zu verlieren. Zur Not trinken wir den Wein mit Freunden“, so Felix Broeker. Die Sorge war unbegründet; die Resonanz auf die Weine sehr positiv. Hatten die Gründer von Messing Weine vor der Corona-Pandemie eher die Gastronomie im Blick, haben sie sehr flexibel auf die veränderte Situation reagiert und den Fachhandel angesprochen und den eigenen Online-Handel weiter ausgebaut.

Als Zielgruppe haben die Gründer von Messing Weine die Generation Y ausgemacht. Die Generation derer, die zwischen den frühen 1980er und den späten 1990ern Geborenen, achtet auf eine bewusste Lebensweise und kauft nachhaltiger ein. Und ist bereit, für gute Qualität auch etwas mehr Geld auszugeben. „Das ist die Generation, die die Folgen des Klimawandels richtig zu spüren bekommt und Wert auf einen nachhaltigen und ausgewogenen Lebensstil legt.“

Mit einer originellen Idee haben sich die beiden Gründer gerade ins Gespräch gebracht: das Wein-Investment. „Zusammen mit dem renommierten familiengeführten Weingut Von Hövel aus Konz an der Saar haben wir eine auf 1.000 Flaschen limitierte Riesling Cuvée mit dem Namen ,Messing Riesling Selektion 2018′ kreiert. Wer dem Wein widersteht und die ungeöffneten Flaschen nach 12 Monaten innerhalb von drei Monaten zurückgibt, bekommt sein Geld mit 20 Prozent Rendite zurück“, erklären die beiden Geschäftsführer. „Wir hoffen natürlich, dass die Menschen den Wein trinken, aber für uns ist das aus Marketing-Sicht eine gute Aktion, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, aber auch eine Chance, frisches Geld zu generieren.“

Zukunftsmusik

Für einen eigenen Rotwein sind Raphael Schmidt und Felix Broeker noch auf der Suche nach einem geeigneten Weingut. Ihr Ziel ist es, im nächsten Jahr mit Messing Weine so weit zu sein, dass sie sich ein Gehalt auszahlen können. Momentan kümmert sich Raphael Schmidt in Vollzeit um Vertrieb und Marketing, während Felix Broeker noch ein zweites Standbein mit einer eigenen Filmagentur hat. Der 26-Jährige ist für den gestalterisch-kreativen Part bei Messing Weine zuständig. 

Und, wie sieht’s aus? Gibt es einen Lieblingswein? „Um die wärmere Jahreszeit einzuläuten, würden wir unseren Spätburgunder Rosé empfehlen“, sind sich die beiden Freunde einig. „Der schmeckt sommerlich, mit feinen Nuancen von roten Beeren und floralen Tönen – dazu eine angenehme Fruchtsüße.“ Wohl bekomm’s!

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