2. Februar 2024
Fachkräfte aus dem EU-Ausland

Erfolgreiche Auslandsrekrutierung

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Der demografische Wandel und massiv gestiegene Ansprüche der Bewerbenden an Arbeitgeber*innen stellen Personalverantwortliche vor große Herausforderungen. Eine Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) besagt, dass bis zum Jahr 2030 fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen könnten; andere Vorhersagen gehen sogar noch darüber hinaus. Alle Szenarien eint, dass der Bedarf an Mitarbeitenden mittelfristig nicht allein durch die eigene Bevölkerung gedeckt werden kann. Piening Personal gehört – als eines der wenigen Familienunternehmen – zu den größten Personaldienstleistern in Deutschland und betreibt schon seit über zehn Jahren Auslandsrekrutierung. Wie erfolgreiches Recruiting gelingen kann, darüber haben wir mit Piening-Geschäftsführer Louis Coenen gesprochen. 

Warum gewinnt das Thema Rekrutierung aus dem Ausland zunehmend an Bedeutung? 

Louis Coenen: Wir stellen fest, dass in vielen Unternehmen schlicht und einfach Arbeitskräfte fehlen. Das betrifft nicht nur den IT-Bereich oder die Pflege. Fast alle Berufsfelder sind betroffen. Auch für einfachere Tätigkeiten gibt es kein Personal. Wir erwarten, dass der demografische Wandel dazu beitragen wird, dass sich dieser Trend noch verstärkt. Diese Lücke müssen wir mit der Anstellung von Menschen aus dem Ausland füllen, auch wenn das ein langwieriges Unterfangen ist.

Wie gehen Sie das Thema Auslandsrekrutierung an? 

Louis Coenen: Wie in allen Bereichen setzen wir auf Fachkräfte mit entsprechendem Hintergrund. So treffen beispielsweise Bewerbende aus Polen zunächst hier bei Piening auf polnische Muttersprachler, mit denen alle Fragen besprochen werden können. Übrigens auch schon im Vorfeld, bevor sich der potenzielle neue Mitarbeitende auf den Weg nach Deutschland macht. So können wir ein realistisches Bild von dem vermitteln, was ihn oder sie erwartet. Wertschätzung ist für uns ein wichtiges Thema. In einem neuen Land sowohl beruflich als auch privat „anzukommen“, bedeutet auch immer viel Bürokratie und Organisation. Unsere Expert*innen kennen die Prozesse, die nötigen Behördengänge und typischen Stolpersteine, mit denen unsere Mitarbeitenden immer wieder konfrontiert sind und können deshalb schnelle Hilfe leisten. 

Welche Länder stehen bei Piening besonders im Fokus? 

Louis Coenen: Wir haben bereits seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit Mitarbeitenden aus Spanien, Italien und Polen gemacht und uns in der Rekrutierung in diesen und weiteren Ländern etabliert. Wir haben Bereiche und Mitarbeitende aufgebaut, die sich ausschließlich mit der Rekrutierung aus dem europäischen Ausland beschäftigen und starke Netzwerke in den verschiedenen Ländern etabliert haben. Dabei setzen wir nicht nur auf klassische Stellenanzeigen in den Ländern, sondern unsere Expert*innen sind über Social-Media-Kanäle aktiv. Sie beantworten alle Fragen in der jeweiligen Muttersprache und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. Das ist sehr wichtig, denn Menschen aus unterschiedlichen Ländern haben auch unterschiedliche Fragen, beispielsweise was die Arbeitskultur anbelangt. 

Was sind die besonderen Herausforderungen? 

Louis Coenen: Eine große Herausforderung ist die Sprachbarriere im Alltag und bei der Einarbeitung. Eine weitere Schwierigkeit kann die zeitintensive Betreuung vor Ort sein. Die Menschen, die wir vermitteln, brauchen gerade am Anfang mehr Unterstützung. Denn neben der Arbeit muss auch viel Privates organisiert werden – vom Bankkonto über Versicherungen bis hin zur Wohnung. Gerade für kleinere Unternehmen ist es kaum möglich, die vielen Details im Blick zu haben. Hier ist unsere Unterstützung besonders willkommen.

Louis Coenen, Piening-Geschäftsführer

Rekrutieren Sie auch außerhalb Europas?

Louis Coenen: Wir können auch außerhalb Europas rekrutieren. Allerdings dürfen wir internationale Talente derzeit nur zur direkten Vermittlung gewinnen, aber nicht in der Zeitarbeit beschäftigen. Das ist aktuell eine gesetzliche Einschränkung. Wir hoffen, dass die „Chancenkarte“, die im Sommer eingeführt werden soll, hier neue Optionen bietet. Aktuell können wir unseren Kunden darüber hinaus bei der Vermittlung von Kandidaten aus Drittländern ergänzende Dienstleistungen beim Onboarding und Relocationprozess anbieten, um die Eingliederung und Entwicklung von internationalen Fachkräften in deutschen Unternehmen zu erleichtern. Dies stimmen wir im Detail mit den Kunden ab.

Auf was müssen sich die Unternehmen in Deutschland einstellen, wie müssen sie sich verändern? 

Louis Coenen: Nicht jede Unternehmenskultur ist darauf ausgerichtet, Menschen aus dem Ausland zu beschäftigen. Daran muss schon vor dem ersten Arbeitstag gearbeitet werden. Hilfreich ist es zum Beispiel, Mitarbeitende in den eigenen Reihen zu identifizieren, die die Sprache der neuen Kolleg*innen sprechen. Und man muss prüfen, ob wichtige Dokumente wie Arbeitssicherheitsvorschriften in der jeweiligen Sprache angeboten werden können.

Ist dabei ein digitalisiertes Arbeitsumfeld hilfreich?

Louis Coenen: Die Digitalisierung hilft nur teilweise. Es gibt gute technische Geräte, mit denen man automatische Übersetzungen generieren kann. Die Tools sind gut, aber es braucht vor allem Engagement und Menschenkenntnis, um die neuen Kolleg*innen im Alltag zu begleiten, damit sie sich willkommen fühlen. 

Was zeichnet die Arbeitskräfte aus dem Ausland aus? 

Louis Coenen: Wir stellen fest, dass aus den Menschen, die wir gut begleiten, in der Regel loyale Mitarbeitende werden, die sehr zuverlässig und engagiert sind. Sie sind bereit, hier alles zu geben, und machen damit einen großartigen Job. Schließlich haben sie oft nur ihre wichtigsten Sachen ins Auto gepackt und sind mehr als 1.000 Kilometer in ein neues Land gefahren, um hier zu arbeiten. Personaldienstleister wie Piening können hier Brücken bauen.

Wie lange bleiben die Arbeitskräfte?

Louis Coenen: Das ist sehr unterschiedlich. Manche ergreifen die Chance, für eine begrenzte Zeit Geld zu verdienen und für andere ist es ein Sprungbrett für eine längerfristige Karriere in Deutschland. 

Was hat sich hier in den letzten Jahren verändert? 

Louis Coenen: Generell ist die Bereitschaft unserer Kundenunternehmen, Menschen mit sehr geringen Deutschkenntnissen zu integrieren, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erwarten wir hier weitere Veränderungen hin zu einer offeneren Personalwirtschaft. In vielen Bereichen werden wir auch keine andere Möglichkeit haben, wirtschaftliches Wachstum zu generieren, wenn wir nicht offen für Mitarbeitende aus dem Ausland sind.

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