1. Dezember 2020
Erstes DKAB Speed-Coaching

Expert*innen stehen Rede und Antwort

©iStock.com/fizkes

DKAB Stories

Zoom, Skype, Teams. Wir sind inzwischen gefühlt Expert*innen für verschiedene Online-Plattformen, die wir nutzen, um beruflich Kontakt zu unseren Kolleg*innen zu halten und den fachlichen Austausch zu pflegen. Und da viele Präsenzveranstaltungen in diesem Jahr nicht stattfinden konnten – gehören auch Webinare mit vielen Teilnehmer*innen längst zu unserem Alltag. Gleichzeitig gibt es Bedarf, individuelle Themen aus dem Unternehmensalltag unter vier Augen zu besprechen. Das neue Speed-Coaching von DAS KOMMT AUS BIELEFELD macht dies jetzt möglich. 

Für das neue Format standen erstmals fünf Expert*innen an fünf Tagen für jeweils einstündige Coachings zur Verfügung. „Es ist ein vertiefendes wie kostenloses Angebot für unsere Partner und Gründer“, sagt Ulrike Meier von der WEGE, die das Speed-Coaching initiiert hat. Um individuelle Fragen zu klären, standen Michael Lorenz, KUNDENFOKUSSIERT, Martina Schwenk, Arbeitgeberschmiede, Heidrun Strikker und Dr. Frank Strikker, SHS CONSULT, Eyüp Aramaz, Aramaz Digital, und Eric Adelt, IP Adelt, im direkten Austausch online Rede und Antwort.

Unter der Überschrift „Personal Branding und Corporate Influencer – Unternehmen brauchen ein Gesicht“ stand Experte Michael Lorenz von KUNDENFOKUSSIERT zum ersten DKAB-Speed-Coaching bereit. „Es ist ein Thema, das gerade im Kommen ist. Viele Unternehmen sind bereits in dem Bereich aktiv, fast jedes Unternehmen ist auf Social Media, aber oftmals ohne Strategie“, stellt Michael Lorenz fest. Er berät mittelständische Unternehmen dabei, digitale Kommunikation aufzubauen und zu optimieren. Denn: Das digitale Zeitalter ermöglicht und honoriert eine starke Präsenz von Identifikationsfiguren und Markenbotschaftern eines Unternehmens. Die sozialen Medien sind prädestiniert dafür, einem Unternehmen ein Gesicht zu geben, um Inhalte persönlicher und vielfältiger an die gewünschte Zielgruppe zu transportieren. „Kleinere Unternehmen haben keine andere Möglichkeit als über das Personal Branding, das heißt die strategische Vermarktung der eigenen Person, zu gehen. Die Haltung, die Werte und die Geschichte der Person bleiben in den Köpfen. Das heißt, dass die Markenbotschafter authentisch sein müssen, damit sich andere mit ihnen identifizieren können“, so Michael Lorenz. Sind Mitarbeitende als Markenbotschafter das Gesicht eines Unternehmens spricht man dagegen von Corporate Influencern. „Das ist für mittelständische Unternehmen interessant“, betont Michael Lorenz, der auch als Lehrbeauftragter für Online & Content Marketing an der Fachhochschule des Mittelstands tätig ist und seit Sommer 2020 die Podcasts von DAS KOMMT AUS BIELEFELD moderiert. Sie können auf verschiedenen Arten das Unternehmen (in)direkt nach außen vertreten. Die Kommunikation läuft wahlweise über eigene und Corporate Kanäle. „Entscheidend ist aber auch hier, dass die Personen authentisch rüberkommen“, weiß der Experte. „Jedes Unternehmen hat Markenbotschafter, weiß es häufig nur nicht. Also muss man diese geeigneten Mitarbeitenden suchen, aber man sollte nicht merken, dass sie Teil einer Corporate Influencer Maßnahme sind.“ Den Aktivitäten eine Struktur zu geben, Verantwortlichkeiten festzulegen, aber auch Abläufe zu besprechen, sind wichtige Maßnahmen, um die Reichweite eines Unternehmens über Corporate Influencer zu vervielfachen. „Im Idealfall steckt dahinter ein eigener Redaktionsplan“, so Michael Lorenz, der während des Speed-Coachings mögliche Schritte für den Auf- bzw. Ausbau von Markenbotschaftern in Unternehmen aufzeigte und dies anhand von Best-Practice-Beispielen verdeutlichte. So unterstützt KUNDENFOKUSSIERT das Bielefelder Unternehmen Böllhoff beim Corporate Influencing. Azubis berichten auf dem Instagram-Kanal aus eigener Perspektive über ihre Ausbildung, die Produkte, ihre Arbeit und die Atmosphäre im Unternehmen. „Dadurch erhalten Bewerber*innen einen authentischen Einblick, das wirkt sich positiv auf die Anzahl der Bewerbungen aus, bindet die Azubis stärker ans Unternehmen und führt in Summe zu einem besseren Branding des Unternehmens“, hebt Michael Lorenz einige wichtige Aspekte hervor. 

Unternehmenskultur ist geprägt durch das tägliche Miteinander – im Kollegium, in der Führungsarbeit oder im Umgang mit Kunden und Lieferanten.

Martina Schwenk

Fragen zur Unternehmens- und Führungskultur beantwortete Expertin Martina Schwenk von der Arbeitgeberschmiede beim zweiten Speed-Coaching-Termin. „Unternehmenskultur ist geprägt durch das tägliche Miteinander – im Kollegium, in der Führungsarbeit oder im Umgang mit Kunden und Lieferanten. Sie zu verändern, ist eine Aufgabe, die Zeit und Beharrlichkeit braucht“, stellt die 52-Jährige fest, die durch ihre Arbeit als Project Manager im Kompetenzzentrum für Führung und Unternehmenskultur in der Bertelsmann Stiftung vielen Fragestellungen von Führungskräften begegnet ist und seit 10 Jahren Führungskräfte oder Teams coacht, die aus verschiedenen Funktionsbereichen oder Branchen kommen. In der Arbeitgeberschmiede unterstützt sie Unternehmen bei der Entwicklung der jeweiligen Arbeitgebermarke und setzte sich während des Speed-Coachings mit vielfältigen Themen und individuellen Fragen von Führungskräften auseinander: von der Arbeitskultur in Zeiten von Corona über den gleichen Zugang zu Karrierechancen bis hin zur Entwicklung von agileren Teams. 

Mehr zum Thema „Agiles Führen zwischen Office, mobilem Arbeiten und Home“ erfuhren die Teilnehmenden des Speed-Coachings von Heidrun Strikker und Dr. Frank Strikker von SHS CONSULT . „Die Corona-Pandemie fordert uns alle heraus und verlangt von Führungskräften und Mitarbeitenden ständige Anpassung und innovative Arbeitsformen“, sagt Heidrun Strikker, die eine große Offenheit und Neugier in den Gesprächen erlebt hat. Zwar hat sich bereits ein enormer Wandel in den Technologie-, Produktions- und Verwaltungsbereichen vollzogen, aber die aktuellen Herausforderungen verstärken diese Entwicklung und brauchen agile Mentalität: Mobiles Arbeiten, Führen auf Distanz und virtuelle/hybride Teams sind durch Corona-Themen, mit denen sich Führungskräfte intensiv beschäftigen und auch bei ihnen Fragen aufwerfen: Wie kann ich Teams remote weiter persönlich ansprechen? Wie kann ich mein Team motivieren? Wie kann ich in Corona-Zeiten neue Mitarbeitende integrieren? Und wie regelt man einen guten Austausch? „Im Home Office zu arbeiten, ist für die Einen eine individuelle Chance und Freiheit, Andere erleben dies als emotional stark belastend und für Dritte ist das Arbeiten im Home Office nicht umsetzbar“, bringt Heidrun Strikker einige Aspekte auf den Punkt, die auch Führungskräfte im Blick haben sollten. „Sie müssen mehr auf die Selbstorganisation der Teams vertrauen, loslassen, Aufgaben in Projektgruppen belassen und gut aufnehmen können, was aus der Gruppe kommt. Es geht um den Zusammenhalt der Mitarbeitenden, das ist eine große Herausforderung. Moderation ist eine neue Führungskompetenz.“ Gefragt ist aus ihrer Sicht ein neues Verständnis von Kommunikation, um unterschiedliche Bedürfnisse und Perspektiven zu berücksichtigen und vielfältiges Wissen wirkungsvoll zusammenzuführen. Ein sogenanntes „Daily“ ist ein Arbeitstreffen, das sich aus Sicht von Heidrun Strikker anbietet, um sich als Führungskraft einen Aus- und Überblick zu verschaffen. „Ein Daily sollte nach 10, maximal nach 20 Minuten beendet sein“, so Heidrun Strikker, die sich mit ihrer Beratungs- und Trainingsgesellschaft, auf Führung, Coaching und Veränderungsmanagement fokussiert. Da Meetings unter Corona-Bedingungen online in der Regel effektiv und effizient sind, bleibt jedoch das Informelle auf der Strecke. „Sich in die Augen schauen und sich Vertrauen abzuholen, geht online nicht“, macht sie deutlich. Daher sollten sich Führungskräfte Gedanken machen, wie man diese Ebene abdeckt. Ein Coffeebreak eignet sich – je nach Team – ebenso wie ein gemeinsamer Ausklang zum Wochenende, wo berufliches dann nicht im Fokus steht. 

Firmen buhlen um junge Talente und müssen diese überzeugen.

Eyüp Aramaz

Als Experte in Sachen „Social Recruiting“ und das Finden der richtigen Mitarbeitenden über Facebook und Social Media“ stand Eyüp Aramaz von Aramaz Digital im Fokus. Denn: Facebook und Instagram bieten ein enormes Potential, um die passenden Bewerber*innen für offene Stellen zu finden. „Social Recruiting ist die strategische Positionierung von Unternehmen, um offene Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen“, sagt Eyüp Aramaz, der an der Fachhochschule des Mittelstands studiert hat und dort seit Juli 2020 auch als Dozent für Social Media, Personalmarketing und Employer Branding tätig ist. Mittelständische Unternehmen sollten diese Instrumente im Bereich der Personalakquise nutzen, da es sich positiv auf die Employer Brand auswirkt und die Sichtbarkeit des Unternehmens steigert. „Auch in Zeiten von Corona ist der Fachkräftemangel für die Unternehmen ein Thema, das ganz oben auf der Agenda steht“, so der Experte. „Firmen buhlen um junge Talente und müssen diese überzeugen.“ Während seiner Speed-Coachings machte er anhand von konkreten Use Cases deutlich, wie sich eine Social-Recruiting-Kampagne über Facebook und Instagram umsetzen lässt. „Wichtig ist es, nicht alle sozialen Kanäle zu bespielen, sondern sich auf maximal zwei zu fokussieren, die eine hohe Reichweite haben“, so Eyüp Aramaz. „Nur so lassen sich – durch gezielte Penetration – schnell und dynamisch Erfolge generieren.“ Wesentlich für den Erfolg ist jedoch, dass Unternehmen ihre Zielgruppen bestimmen und eingrenzen und sich über ihr Werteversprechen – der sogenannten Employer Value Proposition – gegenüber künftigen Mitarbeitenden positionieren. „Corporate Benefits, die einzigartig und authentisch sein sollten, sorgen zum Beispiel für ein charakteristisches Profil, durch das sich Unternehmen im Wettbewerb auszeichnen und die dabei helfen, Mitarbeitende zu finden und zu binden.“ Wie sich Social Recruting umsetzen lässt, wie viel Vorlauf es braucht und welche Kosten auf Unternehmen zukommen, erklärte Eyüp Aramaz, der auch als DigitalPate in OWL agiert.

Die Frage, wie Unternehmen ihre Produkte in Corona-Zeiten optimal präsentieren und Chancen aus der Kombination von klassischen und digitalen Marketingstrategien generieren können, stand im Fokus der Gespräche, die Teilnehmende mit Eric Adelt von IP Adelt (www.adelt-ideen.de) führen konnten. Unter der Überschrift „Digital und haptisch – Präsentation für alle Sinne“ entstanden im Dialog Impulse und Tipps für die Umsetzung. „Wir beschäftigen uns seit fast 70 Jahren mit Marketing zum Anfassen. Dadurch werden Produkte erlebbar, denn schon allein die Verpackung, in der ein Produkt beim Kunden ankommt, weckt eine Erwartungshaltung“, erklärt Eric Adelt, der in dritter Generation Inhaber und Geschäftsführer der IP Adelt GmbH in Bielefeld ist. „Dass sich die Welt des Marketings in den letzten Jahrzehnten dynamisch entwickelt hat, hat Konsequenzen. Entstanden ist ein großes Konzert an Maßnahmen. Längst gehört auch digitales Marketing dazu.“ Allerdings: In vielen Organisationen wird Marketing nach wie vor in klar getrennte Disziplinen gegliedert. Klassisches Marketing auf der einen Seite und neue, digitale Lösungen auf der anderen Seite. „Dabei ergibt sich aus der Kombination beider Welten erst der optimale Nutzen“, macht Eric Adelt deutlich. Schließlich ergeben sich gerade in Zeiten abgesagter Messen und reduzierter persönlicher Kontakte im Vertrieb enorme Chancen. So können haptische Präsentationen und Bemusterungslösungen mit digitalen Inhalten und innovativen Kommunikationsformen in erfolgreichen Marketing-Kampagnen kombiniert werden. „So lassen sich zum Beispiel Musterkoffer, die mit haptischen Mustern bestückt sind, auch mit QR-Codes versehen, die dann interaktiv zu Verlege- und Pflegetipps führen“, so Eric Adelt, dessen Unternehmen kundenindividuelle Präsentations- und Bemusterungslösungen entwickelt und produziert. Die konzeptionelle Einbindung dieser Systeme in die Marketing- und Vertriebswelt der Kunden spielt für ihn eine zentrale Rolle. „Wir denken uns daher in die Welt unserer Kunden hinein“, sagt Eric Adelt, der anhand konkreter praktischer Beispiele während des Speed-Coachings aufzeigte, welche Ansätze möglich sind, um intelligente Werbe- und Präsentationsmittel für Unternehmen zu entwerfen und zu produzieren. „Das kann mal einfach, aber auch beliebig komplex wie ein Messestand in der Box sein. Gefragt sind clevere Lösungen“, so Eric Adelt.

„Insgesamt ein hoch spannendes Format, das sowohl von den Teilnehmenden als auch den Expert*innen sehr gut bewertet wurde“, resümiert Ulrike Meier am Ende der Veranstaltungswoche und stellt in Aussicht, das Speed-Coaching im nächsten Jahr fortzuführen.

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