1. November 2023

Pflege international denken

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„Es ist ein Vorhaben von strategischer Bedeutung und kein Projekt.“ Das ist Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer des Ev. Johanneswerks, ganz wichtig.  „Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende. Wir möchten mit, Zukunftswerk Leben und Gesundheit’ dauerhaft Menschen aus der Türkei für eine Ausbildung bei uns gewinnen und sie so gut integrieren, dass sie bleiben.“ Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels geht das diakonische Unternehmen mit mehr als 70 Einrichtungen und zahlreichen ambulanten Leistungen in ganz NRW sowie rund 7.300 Mitarbeitenden neue Wege. 

Der Name ist mit Bedacht gewählt: „Zukunftswerk steht dafür, dass wir tätig werden. Leben bedeutet, dass wir Verantwortung für die Migrant*innen übernehmen. Und Gesundheit bezeichnet die Zielsetzung, als Johanneswerk weiterhin gesund zu bleiben.“ Hintergrund ist der demographische Wandel, den der promovierte Sozialwissenschaftler als großes gesellschaftliches Problem begreift. „In den nächsten zehn Jahren werden allein im Bereich der Altenpflege 1.150 unserer Mitarbeitenden in Rente gehen. Das sind 27 Prozent.“ Um diese Lücke proaktiv zu schließen, hat das Ev. Johanneswerk seine Ausbildungskapazitäten erweitert. Ein weiterer Baustein ist das Anwerben von jungen Menschen aus der Türkei mit Hilfe eines Kooperationspartners in Ankara. Finanziell unterstützt wird das Vorhaben durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) und die nordrhein-westfälische Landesregierung. 

Im Mai 2023 kamen die ersten 18 Auszubildenden in Bielefeld an, um ihre Generalistische Pflegeausbildung zu beginnen. Zuvor hatten sie in der Türkei erfolgreich einen Deutsch-Kurs absolviert und werden weiterhin vor Ort engmaschig im Onboarding-Prozess und darüber hinaus betreut. So werden die jungen Menschen u. a. bei der Wohnungssuche, in puncto Mobilität und bei Behördengängen unterstützt. „Wir wollen, dass die Auszubildenden neben den Lernorten Schule und Praxis auch ein Leben außerhalb unserer Einrichtungen haben, und zeigen ihnen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung auf. Wir wollen Integrationsprofis werden“, unterstreicht Dr. Bodo de Vries den Anspruch. 

Kultursensibilität gefragt

Die Erfahrungen werden im hauseigenen Forschungsinstitut, dem Bielefelder Alters-Institut, gesammelt, ausgewertet und falls nötig, erfolgt eine Anpassung der Integrationsstrategie. Neben fachlichen Kompetenzen wird den Auszubildenden auch das hiesige Pflegeverständnis vermittelt. „In der Türkei versteht man unter einer Pflegeeinrichtung für ältere Menschen etwas anderes als wir hier in Deutschland. Dort ist ein Altenheim eher ein erweitertes betreutes Wohnen. In der Türkei ist die Pflege eher im familiären Kontext angesiedelt.“ 
Kultursensibilität – von beiden Seiten – ist ein wesentlicher Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration. Das Ev. Johanneswerk hat seine Offenheit dabei vielfach unter Beweis gestellt und bereits reichlich Erfahrung gesammelt. Unter den 7.300 Mitarbeitenden befinden sich schon jetzt 90 unterschiedliche Nationalitäten. 

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