1. Februar 2022
Im Gespräch: Erfolgreiche Bielefelder Startups

Vom Gründen und Dranbleiben

Startups Story

Sie haben aus Überzeugung gegründet. Stehen voll und ganz hinter dem, was sie tun und positionieren ihre Startups unter nachhaltigen Aspekten. Dranzubleiben heißt für sie, Ziele und Visionen für die Zukunft zu formulieren. Julia Kastner verantwortet fridaella, Torsten Bendlin ist Geschäftsführer der Valuedesk GmbH und Jannis Johannmeier agiert als CEO von The Trailblazers. Was sie um- und antreibt, erzählten die Gründer*in im Gespräch mit Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE mbH. 

Brigitte Meier: Stellt euch doch kurz vor und beschreibt, was euch antreibt und ausmacht!

Julia Kastner: Gerne, 2018 haben wir, mein Mann Fynn und ich, fridaella gegründet. Unsere zwei kleinen Töchtern Frida und Ella sind die Namensgeberinnen unseres familiengeführten Startups. Die Idee zu dem Online-Shop ist entstanden, als wir uns neu einrichten wollten. Als junge Familie legen wir Wert auf Nachhaltigkeit, wissen aber auch, dass Möbel kein Vermögen kosten dürfen. Unsere Einrichtung muss den Herausforderungen des Alltags standhalten. Für uns hieß das: weder schwedisches Möbelhaus noch teure Designstücke. In unserem Online-Shop finden Kund*innen daher ausgewählte Möbel, die diesen Ansprüchen genügen. Sie haben das Zeug dazu, echte Lieblingsstücke zu werden.

Torsten Bendlin: Kaum zu glauben, aber es ist schon fünf Jahre her, dass wir Valuedesk gegründet haben. Das, was wir machen, kann man mit einem Satz auf den Punkt bringen: Wir bieten eine Softwarelösung zur Steuerung von Einsparungen in der Industrie. Software as a Service, kurz SaaS, ist ein Vertriebsmodell von Software. Wir verkaufen B2B-Lizenzmodelle, das funktioniert im Prinzip so wie ein Netflix-Abo. Unsere Zielgruppe sind Industrieunternehmen mit einem Umsatz ab 80 Mio. Euro. Das besondere an unserem Geschäftsmodell ist jedoch, dass wir unsere Technologie stark mit dem Menschen verknüpfen. 

Jannis Johannmeier: Kristof Albrink, Jule Bolzenius und ich haben mitten in der Corona-Pandemie gegründet – die Trailblazers sind also unser „Corona-Baby“. Für uns ist Kommunikation die Basis und der Anfang von Wandel – egal, ob gesellschaftlich oder wirtschaftlich. Zumal beides immer mehr miteinander verschmilzt … Kommunikation gepaart mit Haltung und Kante der handelnden Personen ist für uns oftmals sogar wichtiger als das Produkt oder die Dienstleistung. Kommunikation, Transformation und Wandel sind die Devise dieses Jahrzehnts. Vom Startup bis zum Mittelstand oder globalen Konzern. Unabhängig von jeglicher Firmierung. Als Agenturen helfen wir Unternehmer*innen und Unternehmen dabei, ihre Messages nach innen und außen zu tragen. Das Mindset der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, um diesen Wandel mitzugestalten, ist uns dabei sehr wichtig. Denn als Wegbereiter für den digitalen und gesellschaftlichen Wandel wollen wir gestalten und Verantwortung für eine bessere Gesellschaft übernehmen – uns alle verbindet die gemeinsame Vision. Daher ist es uns unerlässlich, dass auch die Kommunikationsstrategie und die entsprechenden Botschaften ehrlich und komplett authentisch sind!

Brigitte Meier: Wie wichtig ist es euch, zu Veränderungen zu einer grünen wie nachhaltigen Transformation beizutragen? 

Torsten Bendlin: Das ist ein Herzensthema von mir! Auch, wenn kein Begriff so inflationär verwendet wird. Meine eigene Begriffsdefinition von Nachhaltigkeit lautet: Wenn etwas dauerhaft für etwas Gutes funktioniert. Diese Idee begleitet uns seit der Gründung von Valuedesk. Und das, obwohl „sparen“ häufig negativ besetzt ist. Unsere Mission ist es, einen Impact zu schaffen und die Industrie in die Lage zu versetzen, sich selbst helfen zu können. Das heißt für uns auch, Mitarbeitende zu beteiligen. Denn daraus resultiert ein positiver finanzieller Output. Zwei weitere Punchlines: Effizienz beinhaltet auch den Respekt vor Ressourcen – sowohl den ökologischen als auch den menschlichen. Sparen für mehr Nachhaltigkeit bedeutet nicht, eine grüne Show zu veranstalten. Vielmehr müssen wir die Mitarbeitenden abholen, Vertrauen aufbauen und als Unternehmen überzeugen. Das gilt für uns als Arbeitgeber ebenso wie für unsere Kundschaft, der wir etwas anbieten müssen. 

Julia Kastner: Nachhaltig zu wirtschaften heißt auch, immer wieder soziale, ökologische und ökonomische Belange miteinander abzugleichen. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der immer wieder in den Blick gerückt werden muss. Wir achten beispielsweise auf nachhaltige Kriterien bei der Produktion unserer Produkte, wie die FSC-Zertifizierung unserer Möbel. Neben den materiellen nehmen wir aber auch die immateriellen Ressourcen in den Blick. Dazu gehören soziale Aspekte. Die Mitarbeitenden selbst rücken dabei in den Fokus. 

Brigitte Meier: Werden nachhaltig produzierte bzw. zertifizierte Möbel stärker nachgefragt?

Julia Kastner: Es gibt inzwischen deutlich mehr Nachfragen zu den Produkten und dazu, wo und wie sie produziert werden. Viele Kund*innen wollen zum Beispiel wissen, woher das Leinen oder die Hölzer für die Möbel stammen, die sie kaufen. Wir bieten ganz gezielt nachhaltig produzierte Möbel an. So, wie Sofas, die aus recyceltem oder Eco-Leder bestehen. 

Brigitte Meier: Es passiert viel in dieser Richtung und dahinter steckt eine echte Haltung. Wie sieht eine ehrliche Kommunikation für eine bessere Welt aus?

Jannis Johannmeier: Unser ganzes Leben ist selbstbestimmt – jeder Mensch ist frei. Das heißt aber auch, dass wir – und das beziehe ich auch auf uns als Kommunikatoren – dieser Verantwortung gerecht werden. Wir dürfen nicht mehr nach der Methode „Der Kunde ist König“ verfahren. Die Zeit des stumpfen Umsetzens und des stillen Dienstleisters sind vorbei. Kommunikation ist fundamental wichtig für den Wandel, also müssen wir dieses mächtige Instrument dafür einsetzen, um etwas Positives, Wünschenswertes zu bewegen. Das Feld sortiert sich neu. Authentisch zu sein, als Mensch und als Unternehmen, ist entscheidend. Den ehrlichen Willen zur Veränderung, die damit verbundene Ernsthaftigkeit, muss man spüren. Nur dann werden wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit auch aktiv. Und dann kann auch ein Unternehmen, das im Bereich der Rohstoffindustrie nicht im eigentlichen Sinn umweltfreundlich aufgestellt ist, durch den Willen zur Veränderung einiges bewegen. Dann ist der Impact an Verbesserung groß.

Torsten Bendlin: Ich bin leidenschaftlich, zugleich aber auch nüchtern. Da Umweltschutz in der Regel viel Geld kostet, muss man sich als Unternehmen Veränderungen auch leisten können. Daher geht es künftig ganz wesentlich auch darum, Nachhaltigkeit finanzierbar zu machen. Denn wenn Kunden am Ende der Kette nicht bereit sind, höhere Kosten durch die CO2-Besteuerung mitzutragen, müssen Unternehmen diese kompensieren. 

Brigitte Meier: Wie attraktiv organisiert ihr das Arbeiten im Unternehmen selbst?

Julia Kastner: Inzwischen sind wir zu dritt und werden von einer Mitarbeiterin unterstützt. Wir versuchen, das Arbeitsklima so nett zu gestalten, als ob wir im Wohnzimmer sitzen würden. Faires Gehalt, Freiraum, ein sicherer Arbeitsplatz, eine gute Work-Life-Balance spielen für uns eine wichtige Rolle.

Torsten Bendlin: Gestaltungsfreiheit zu haben und etwas aufzubauen sind – im Gegensatz zu materiellen Dingen – ganz wesentliche Aspekte. Das wird geschätzt und motiviert Mitarbeitende. Ganz eng verbunden ist das mit einer entsprechenden Wertschätzung, die ein gutes Gefühl vermittelt und dazu führt, dass jeder im Team Lust hat, zusammenzuarbeiten. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass man zuhause zwar sehr konzentriert arbeiten kann, aber dass in der Firma der soziale Austausch stattfindet. Auch dafür muss man als Arbeitgeber attraktive Angebot schaffen.

Jannis Johannmeier: Menschen sind intrinsisch motiviert. Um positive Ergebnisse zu erhalten, braucht es keinen Druck. Vertrauen, Verantwortung und Wertschätzung sind die Pfeiler von New Work – ich habe einfach ein positives Menschenbild und bin auch noch nie enttäuscht worden. Im Gegenteil! Außerdem liebe ich es, Festgefahrenes aufzubrechen. Und bin davon überzeugt, dass auch die Grenzen des Arbeitens neu definiert werden müssen. Es geht schließlich um unser Gesamtleben und Arbeit ist ein großer Teil davon.

Brigitte Meier: Wo geht die Reise hin und wo warten auf euch Herausforderungen?

Julia Kastner: Ende des letzten Jahres haben wir aus fridaella eine GmbH gemacht, aus der wir nun agieren werden. Das ist ein großer Schritt. Darüber hinaus wollen wir unser Portfolio weiter streuen und künftig eine Eigenmarke aufbauen. Die Erweiterung unseres Sortiments heißt auch, dass wir neue Lieferanten nachhaltig bei uns verankern. Ein nächster Step, der auf uns wartet, ist das Thema IT, die wir bislang intern verantworten. Die Logistik haben wir bereits ausgesourct. Und schon vor eineinhalb Jahren haben wir unser Shop-System gewechselt. Alles andere läuft über unseren Tisch.  

Torsten Bendlin: 2022 wollen wir unser Produkt so weiterentwickeln, dass es intelligenter wird. Und dabei lernen, was gut und nicht gut funktioniert. Dafür suchen wir noch weitere Verstärkung. Aus vertrieblicher Sicht ist es unser Ziel, deutschlandweit Kund*innen zu akquirieren. Als Startup muss man sich immer neu beweisen. 2023 steht uns dann eine neue Finanzierungsrunde bevor.

Jannis Johannmeier: Es läuft …Wir haben vieles erfolgreich zu Ende gespielt, weitere Mitarbeitende eingestellt und können jetzt weiterwachsen. Unser konkretes Ziel: Wir wollen Europas größte E-Learning-Plattform mit Live-Inhalten bauen. Im März geht diese online. 

Brigitte Meier: Vielen Dank für den spannenden Einblick in euer Denken und Handeln!

Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE mbH

www.fridaella.dewww.thetrailblazers.de, www.valuedesk.de 

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