27. März 2024
Doktorarbeit an einer Hochschulen für angewandte Wissenschaften?

An der HSBI sind die ersten Promovierenden

Unternehmensnews

Bisher waren Promotionen an der HSBI nur in Kooperation mit einer Universität möglich. Jetzt gibt es einen weiteren Weg: Mit dem neu eingerichteten Promotionskolleg NRW kann die HSBI Promotionen eigenständig betreuen. Es ist keine Universität mehr nötig, um den Titel zu verleihen. Die erforderlichen Strukturen stellt das PK NRW zur Verfügung. Das hat Vorteile für die HSBI und die Promovierenden. Nojin Malla Mirza und Tessa Strümpfler gehören zu den ersten, die diese Möglichkeit nutzen.

Promovieren an der Hochschule Bielefeld (HSBI) wird immer beliebter. Kaum eine Woche vergeht, in der Dr. Julia Pieper nicht mindestens eine Beratung zum Thema durchführt. „Mit aktuell über hundert Promovierenden gehört die HSBI zu den promotionsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in NRW“, sagt die Referentin von Prof. Dr. Anant Patel, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung der HSBI. Bald könnten es noch mehr werden, denn mit der Einrichtung des Promotionskollegs Nordrhein-Westfalen (PK NRW) wird eine Promotion an der HSBI noch attraktiver.

Dabei waren Promotionen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ursprünglich gar nicht vorgesehen. Julia Pieper seufzt. „Die HAWs sollten eigentlich Fachkräfte für die Praxis ausbilden, etwa in der Wirtschaft, nicht für die Forschung. Entsprechend brauchte es für eine Professur an einer HAW auch Berufserfahrung und nicht notwendigerweise eine Habilitation als höchste wissenschaftliche Qualifizierung.“ So lag das Promotionsrecht in der Regel nur bei den Universitäten. Wer dennoch an einer HAW promovieren wollte, musste einen Umweg nehmen. „Die Promovierenden brauchten für die sogenannte kooperative Promotion zusätzlich zu der Person, die ihre Arbeit an der HAW faktisch betreute, eine formale Erstbetreuung an einer Universität. Und die verlieh am Ende auch den Titel“, erklärt Pieper das bisherige Prozedere.

Das Promotionskolleg NRW garantiert guten wissenschaftlichen Austausch

Mit dem PK NRW kann der Weg zur Promotion jetzt abgekürzt werden. Das Promotionskolleg mit Sitz in Bochum ist eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung von 21 HAWs, darunter auch die Hochschule Bielefeld. „Die HAWs haben ihre wissenschaftlichen Kompetenzen gebündelt und eine Einrichtung geschaffen, die ein exzellentes Umfeld für die akademische Qualifizierung bietet“, sagt Julia Pieper. Das heißt konkret: Es gibt ein breites Netzwerk forschungserfahrener HAW-Professorinnen und Professoren und zahlreiche Promovierende – wissenschaftlicher Austausch garantiert. Hinzukommen ein interdisziplinäres Qualifizierungsprogramm und zehn Promotionsprogramme in acht fachlichen Abteilungen, die eine strukturierte Promotion ähnlich wie in einem universitären Graduiertenkolleg erlauben. Die Promovierenden sind dabei an einer HAW wie der Hochschule Bielefeld eingeschrieben und absolvieren zugleich eines der Promotionsprogramme am PK NRW. Ein Meilenstein, findet Julia Pieper: „Damit ist eine Universität als Kooperationspartner nicht mehr unbedingt notwendig für eine Promotion an einer HAW – wir können sie eigenständig bis zum Abschluss begleiten.“

Darauf hatte Nojin Malla Mirza quasi gewartet. Direkt nach ihrem Masterabschluss an der HSBI in „Angewandte Sozialwissenschaften“ vor knapp vier Jahren war ihr der Aufwand für eine kooperative Promotion zu groß. „Ich war mit den universitären Strukturen nicht vertraut und hatte Schwierigkeiten, dort eine geeignete Betreuung zu finden.“ Die Barrieren waren so hoch, dass Malla Mirza lieber direkt ins Berufsleben einstieg. Als Beraterin im Jobcenter merkte sie jedoch schnell, dass in ihrem Bereich Forschungsbedarf besteht. „Die sozialraumorientierte Beratung ist zwar gesetzlich erwähnt und findet in der Beratungspraxis vermehrt Anwendung, doch was dahintersteckt, weiß niemand so genau.“ Malla Mirza wollte es aber genauer wissen und entwickelte aus ihren Fragen quasi nebenberuflich ein Promotionsthema. Als dann das Promotionskolleg NRW eingerichtet wurde, ergriff sie die Gelegenheit und schrieb sich im Wintersemester 2023/24 als eine der ersten für eine Promotion an der HSBI und dem PK NRW ein. „Dafür musste ich nur eine Betreuungsperson an der HSBI suchen.“

Lehrende können Nachwuchs an der HSBI gezielt fördern

Die war mit Prof. Dr. Gertrud Siller schnell gefunden. Siller ist im Fachbereich Sozialwesen zuständig für das Lehrgebiet Bildung und Beratung in sozialen Arbeitsfeldern und hatte bereits Malla Mirzas Masterarbeit betreut. Vor allem: Sie ist auch professorales Mitglied im PK NRW und als solches berechtigt für die Erstbetreuung einer Promotion. „Leider gilt dies nicht per se für alle aus der Professorenschaft der HSBI“, bedauert Julia Pieper. „Erforderlich für die Mitgliedschaft sind beispielsweise Forschungserfahrung und eingeworbene Drittmittel, also die Finanzierung von Forschungsprojekten durch externe Organisationen, Stiftungen etwa.“ Unterm Strich ist für Gertrud Siller das PK NRW ein großer Gewinn für die HSBI: „Der Gestaltungsspielraum wird für uns viel größer, wir können nun gezielter den eigenen Nachwuchs qualifizieren.“ Prof. Dr. Anant Patel kann dem nur zustimmen. Für den Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung ist die Einrichtung des Promotionskollegs nur folgerichtig. „Es ist eine Anerkennung der gestiegenen Forschungsleistung an den HAWs.

Das PK NRW dient der Entfaltung des Potenzials der HAW in NRW in den Bereichen Forschung und Transfer und wird die Anzahl und die Qualität der im Wissenschaftsprofil der HAW ausgebildeten Promovierten, auch im Hinblick auf den eigenen professoralen Nachwuchs, merklich erhöhen.“ Als Experte für Fermentation und Formulierung biologischer und chemischer Stoffe forscht Patel selbst seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten. „Anwendungsorientierung und -bezug von Forschung steht im Mittelpunkt unseres Forschungsverständnisses, unsere Forschung wird aber zunehmend bedarfsgerecht durch Grundlagenforschung ergänzt. Durch diese breite Aufstellung schließen wir die Lücke, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedarfe aufgezeigt haben.“

Für den Obstbau: Biotechnologin entwickelt Wirkstoff gegen Baumwanzen

Ein solches Bindeglied ist das Promotionsprojekt von Tessa Strümpfler, das Patel betreut. Die Biotechnologin entwickelt in Kooperation mit dem Julius Kühn-Institut für Kulturpflanzen und der Firma Biocare GmbH die Formulierung für ein Mittel gegen die Baumwanze, die große Schäden im Obstbau anrichtet. „Formulierung heißt die Überführung des Wirkstoffs und weiterer Komponenten in eine anwendbare Form“, erklärt Strümpfler.

Als sie sich nach zweijähriger Berufstätigkeit doch noch für die Promotion entschied, war ihr der Anwendungsbezug wichtig: „Es ist schon cool, wenn die eigene Forschung zur Lösung realer Probleme beiträgt.“ Den Anwendungsbezug hatte die HSBI zu bieten, und mit dem PK NRW noch ein weiteres wichtiges Argument. „Ohne das PK NRW wäre es für mich schwieriger gewesen, ein Betreuungsteam für die Promotion zu finden.“ Überzeugt haben Strümpfler nicht zuletzt auch die Promotionsprogramme des PK NRW: „Die zusätzlichen Veranstaltungen wie Biostatistik oder Projekt- und Zeitmanagement sind thematisch sehr hilfreich, ich hätte sie auch außerhalb des Programms besucht.“

Bei allen Vorteilen – das PK NRW macht kooperative Promotionen mit Universitäten keinesfalls überflüssig, betont Julia Pieper: „Die bewährten Kooperationen in vielen Forschungsprojekten sind uns weiterhin besonders wichtig. Wir fördern weiterhin auch jede kooperative Promotion!“ Aber Pieper ist sich sicher: „Mit dem PK NRW werden wir noch mehr Promotionswillige erreichen und damit auch die Forschung an der HSBI weiter stärken.“

Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung Dritter. Für den Inhalt zeichnet sich die WEGE mbH nicht verantwortlich.

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