14. Oktober 2025
Die Zusammenarbeit von Nolte Küchen und Hettich
Gemeinsam stark: Netzwerke als Schlüssel zur Transformation
Netzwerke spielen eine zentrale Rolle für Transformationsprozesse. Wie Partnerschaften Innovation und Nachhaltigkeit treiben, zeigen zwei traditionsreiche Unternehmen aus Ostwestfalen – Nolte Küchen und Hettich. In ihrem inspirierenden Vortrag im Rahmen der „Green Innovation Weeks 2025“ macht Claudia Schumacher, Produktmanagerin bei der Hettich Gruppe und Teil des unternehmensinternen Nachhaltigkeitsnetzwerkes, deutlich, warum eine grüne Transformation noch immer nötig ist und warum diese komplexe Aufgabe gemeinsam im Netzwerk besser zu bewältigen ist.
Hettich und Nolte Küchen haben eine Menge gemeinsam: Sie teilen nicht nur die Nähe ihrer Standorte in Kirchlengern und Löhne, sondern darüber hinaus eine klare Haltung: Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil ihrer Unternehmensstrategien. „Dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass beide Unternehmen familiengeführt sind. Familienunternehmen denken häufig langfristiger als Konzerne“, erklärt Claudia Schumacher. Das Verständnis von Nachhaltigkeit ist sowohl bei Nolte als auch bei Hettich ganzheitlich angelegt: „Unser Ziel ist es, wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer, sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden“, bringt es Dr. Andreas Hettich, Beiratsvorsitzender der Hettich Gruppe, im Nachhaltigkeitsbericht 2023 auf den Punkt.
Der Austausch im Netzwerk wird von beiden Seiten als hilfreich und inspirierend betrachtet. Nolte Küchen zählt zu den größten deutschen Küchenherstellern und produziert an zwei Standorten in Ostwestfalen mit 1.400 Mitarbeitenden täglich mehr als 800 Küchen. Die Hettich Unternehmensgruppe gehört mit 26 Vertriebsgesellschaften und weltweit 8.400 Mitarbeitenden – 4.000 in Deutschland, davon 3.300 in Ostwestfalen – zu den weltweit führenden Herstellern von Möbelbeschlägen. Auch wenn beide Unternehmen ihre Produkte nicht direkt an Endkunden verkaufen so stehen deren Bedürfnisse doch im Mittelpunkt der Produktentwicklung. Und Nachhaltigkeit spielt schon bei der Produktentwicklung beider Unternehmen eine wichtige Rolle.
Im Kreis denken – und weiterkommen
Die zentrale Frage ist, wie wir künftig mit unseren Ressourcen umgehen. Die Europäische Kommission hat 2020 mit dem Green Deal eine wirtschaftliche Transformations- und Wachstumsstrategie gestartet, die auf drei Säulen setzt: Klimaneutralität, emissionsarme Industrie und Kreislaufwirtschaft. Wichtige Maßnahmen sind die Förderung der Marktnachfrage, etwa durch „umweltorientierte Vergabe öffentlicher Aufträge“ (§ 65 Ökodesignrichtlinie). Besonders die öffentliche Beschaffung – rund 15 % des BIP der EU – und Anforderungen wie End-of-Life-Konzepte oder Mindeststandards bei Verpackungen treiben die Branche bereits jetzt um und an. Ein Beispiel aus Indien verdeutlicht, wie internationale Vorgaben konkrete Veränderungen anstoßen. „Importierte Plastikfolien müssen dort eine Mindestdicke von 50 µm aufweisen. Diese Regelung hat bei uns im Unternehmen zu einer gründlichen Überprüfung unserer Verpackungen geführt – bei der Vielzahl an Produkten hat das viel bewirkt“, berichtet Claudia Schumacher.
Auch Recyclingmaterialien eröffnen Chancen, weil in der Produktion oft keine großen Umstellungen nötig sind. „Wir nutzen die Abwärme der Druckluftzentralen zur Beheizung der Produktionshallen. Wenn wir unsere Effizienz steigern, können wir Kosten und natürlich auch Emissionen senken“, ergänzt die Produktmanagerin.
Ein weiterer zentraler Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Regionalität. „Unser Partner Nolte Küchen setzt bewusst auf den Einkauf vor Ort. Kurze Transportwege senken Emissionen, machen die Lieferkette widerstandsfähiger und erhöhen die Resilienz – gerade in Zeiten unerwarteter Störungen“, unterstreicht die Produktmanagerin. Gleichzeitig stärkt das die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. „Nachhaltigkeit beginnt für mich dort, wo die Lieferkette kurz ist – je näher die Quelle, desto verantwortungsvoller unser Einkauf“, betont Johannes Heitmann, Leitung Produkt & Einkauf bei Nolte Küchen.
Neue Wege dank nachhaltiger Ideen
„Nachhaltigkeit ist ein Innovationstreiber“, betont Claudia Schumacher. „Bei uns wird aus Altholz durch geringe Luftzufuhr und bei hohen Temperaturen Holzgas gemacht, so dass wir weniger Erdgas benötigen.“ Pflanzenreste von einjährigen Stauden lassen sich als Dämm- oder Verpackungsmaterial nutzen.. Auch bei der Produktentwicklung lassen sich immer wieder Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit finden. So hat Hettich einen Dreh-Schwenk-Beschlag entwickelt, der mehr Raum schafft, was letztlich sogar Fläche einsparen kann. Auch durch den gezielten Einsatz von Daten können Prozesse automatisiert und Innovationen vorangetrieben werden. Neue Geschäftsmodelle leisten ebenfalls einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie. Claudia Schumacher nennt als Beispiel „Licht als Dienstleistung“: Wird Beleuchtung nicht gekauft, sondern als Service bezogen, hat der Anbieter ein starkes Interesse an langlebigen Leuchtmitteln und einem energieeffizienten Betrieb – ein Modell, das ökologische und ökonomische Vorteile vereint.
Wertvoller Austausch im Netzwerk
Die ökologische Transformation – von Kreislaufwirtschaft über CO₂-Reduktion bis hin zu neuen Geschäftsmodellen – ist eine komplexe Aufgabe, die einzelne Unternehmen kaum allein bewältigen können. Genau hier setzt das Netzwerk Nolte-Hettich an. Eine interne Hettich-Studie mit 228 befragten Unternehmen aus der Möbelindustrie zeigt, dass Netzwerke und Partnerschaften als hilfreichste Unterstützung bei der Umsetzung von zirkulären Wertschöpfungsstrategien betrachtet werden – noch vor der technologischen Unterstützung.
Dabei ist es entscheidend, die Menschen mitzunehmen. Denn sie sind es, die produzieren, einkaufen und gestalten – und letztlich das Netzwerk mit Leben füllen. „Wenn ich viele Mitarbeitende von der Sinnhaftigkeit nachhaltigen Handelns überzeuge, entstehen wertvolle Impulse an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um Kreisläufe zu ermöglichen, zu verlängern und zu schließen“, erklärt Claudia Schumacher. „Wichtig ist es, nicht alles auf einmal angehen zu wollen, sondern Schritt für Schritt. Alles andere wäre überfordernd und dann macht man letztlich nichts.“
Durch das ganzheitliche Verständnis von Nachhaltigkeit, das bei Hettich und Nolte Küchen in der Unternehmensstrategie verankert ist, wird die Aufgabe nicht kleiner. „Nachhaltigkeit betrifft alle Unternehmensbereiche – nicht nur Produkte und Herstellprozesse“, unterstreicht Guido Burmeister, Leitung Material Compliance bei Hettich den Anspruch. Das bedeutet auch, dass viele Unternehmen vor ähnlichen Fragestellungen stehen.
Den eigenen Blick weiten
Transformation braucht Netzwerke, um Routinen zu hinterfragen, Perspektiven zu erweitern und Unsicherheiten zu überwinden. Die Netzwerktreffen bieten Raum für Motivation, Anreiz und Unterstützung, Wissensaustausch und Feedback-Möglichkeit, Präsentation von Best Practice sowie Inspiration. „Vor den Treffen klären wir die Themen, die wir besprechen möchten. Je nach Agenda sind Mitarbeitende aus unterschiedlichen Abteilungen beider Unternehmen dabei. Das findet immer in einer sehr netten und familiären Atmosphäre statt“, erklärt die engagierte Produktmanagerin. Die Themenauswahl umfasst zentrale Handlungsfelder der Nachhaltigkeit: vom Einsatz alternativer Materialien über Normen, Regulierungen und Berichterstattung bis hin zu Studien, Datenlagen und Methoden zur Bewusstseinsbildung, Messegestaltung und Architektur. Damit werden sowohl praktische Umsetzungsmöglichkeiten als auch strategische Grundlagen für nachhaltiges Handeln abgedeckt.
Die Offenheit, voneinander lernen zu wollen und sich vertrauensvoll auszutauschen, bringt beide Unternehmen weiter – auch über die Netzwerktreffen hinaus, etwa in 1:1-Gesprächen. Statt Nachhaltigkeit als Pflichtübung zu sehen, begreifen Nolte und Hettich sie als Chance. Das gemeinsame Netzwerk zeigt eindrucksvoll, dass komplexe Herausforderungen wie die grüne Transformation gemeinsam besser zu bewältigen sind.