16. Oktober 2025
Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Schritt für Schritt zum digitalen CSRD/VSME-Bericht
„Seit seiner Einführung im Jahr 2011 hat sich der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) vom reinen Transparenzstandard des Rates für Nachhaltige Entwicklung zu einem digitalen Werkzeug entwickelt, das Unternehmen sicher durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD führt“, erklärt Isabelle Krahe. Im Rahmen der Green Innovation Weeks erläuterte die Leiterin des DNK Sustainability Campus, wie Unternehmen mittels der optimierten Plattform Schritt für Schritt einen digitalen CSRD- oder VSME-Bericht umsetzen können.
Was als freiwilliger Orientierungsrahmen für verantwortungsvolle Unternehmensführung begann, ist zu einem zentralen Werkzeug für die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung in Deutschland geworden. Mit der Einführung der CSRD und des VSME Standards (Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs) hat die EU die Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte verschärft und den Rahmen erweitert. Der DNK hat sich – gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie –zu einer kostenlosen digitalen Plattform für die Berichterstattung entlang der neuen EU-Standards weiterentwickelt.
Vom Leitfaden zur digitalen Roadmap
„Unser Ziel war es, die Komplexität der europäischen Standards möglichst zu reduzieren, die Anwendung zu erleichtern und Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen“, erklärt Isabelle Krahe, die zuvor als Referentin für nachhaltige Wirtschaft und Finanzen im Rat für nachhaltige Entwicklung tätig war. „Denn viele Unternehmen, insbesondere KMU, sind von den Anforderungen schlicht überfordert.“ Unternehmen profitieren von der neuen Plattform, da sie den Zeit- und Arbeitsaufwand verringert. Schrittweise führt sie praxisnah durch den gesamten Berichtsprozess nach ESRS Set 1 oder VSME.
Unser Ziel war es, die Komplexität der europäischen Standards möglichst zu reduzieren, die Anwendung zu erleichtern und Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen.
Isabelle Krahe
Die neue Plattform bietet eine intuitive Nutzerführung: Nach der Registrierung können Unternehmen ihre Berichte anlegen, verwalten und bearbeiten. Das System filtert nur die Berichtspunkte, die aufgrund der Wesentlichkeitsanalyse relevant sind. „Man kann die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse direkt integrieren“, so Isabelle Krahe. „So werden nur die Inhalte angezeigt, die tatsächlich berichtet werden müssen.“
Kernstück sind die beiden Hauptmodule – das CSRD-Modul und das VSME-Modul. Ersteres basiert auf dem europäischen Standard ESRS Set 1 und richtet sich an berichtspflichtige Unternehmen, gegliedert in zwanzig Themenfelder. Die Plattform übersetzt die oft schwer verständlichen Standardtexte in eine klar strukturierte, anwendungsfreundlichere Sprache. „Wir haben zusammen mit der Universität Hamburg die Originaltexte vereinfacht“, erläutert Isabelle Krahe. „Zusätzlich gibt es Definitionen, Beispiele, Hinweise im sogenannten DNK-Assistenten, der mitnavigiert – all das, was man braucht, um die Anforderungen wirklich zu verstehen.“
Das VSME-Modul folgt der gleichen thematischen Logik wie das CSRD-Modul, ist aber analog zum Standard schlanker aufgebaut. So ist beispielsweise im sozialen Bereich der Fokus auf Arbeitskräfte im Unternehmen und weniger auf der Wertschöpfungskette gelegt. „Wir wollten eine Anschlussfähigkeit schaffen“, erklärt Isabelle Krahe. „Unternehmen, die mit dem VSME starten, können im zukünftigen VSME+ Modul optional weitere Inhalte aus ESRS Set 1 berichten.“ Wer bereits die alte DNK-Datenbank genutzt hat, kann die Unternehmensdaten importieren. „Registrieren müssen sich diese aus Datenschutzgründen trotzdem“, so Isabelle Krahe. Die Beta-Version des Moduls ist seit Anfang September 2025 online. Ende November soll die sogenannte „Early Access“-Version mit erweiterten Funktionen folgen. „Wir arbeiten mit einem iterativen Modell, sodass es schrittweise neue Funktionen geben wird“, so Isabelle Krahe. Außerdem gibt es noch ein drittes Modul: Von den Handwerksverbänden ZDH und ZWH sowie Umweltzentren wird ein sogenannter Zukunftskompass Handwerk entwickelt, der insbesondere Handwerksbetriebe anspricht. Auch hier wurde schon die Beta-Version gleichzeitig zum Modul gelauncht.
Verständlich, modular, individuell
In der DNK-Plattform können Berichtinhalte individuell angepasst und priorisiert werden. In der Praxis bedeutet das: Unternehmen können mit einer Basisberichterstattung beginnen und diese schrittweise erweitern. Jedes Datenfeld ist vorstrukturiert – ob Euro-Betrag oder CO₂-Wert – und eindeutig verortet. „Das Tagging ist mitgedacht“, betont Isabelle Krahe. „Die Plattform weiß, welche Information an welcher Stelle stehen müssen. Neben Word- und PDF-Formaten ist auch der Export in das maschinenlesbare Format iXBRL möglich.“ Wer das VSME-Zusatzmodul auswählt, bekommt automatisch die entsprechenden Inhalte thematisch zusammengeführt. So erscheinen etwa beim Thema „Arbeitskräfte“ die Anforderungen aus Basis- und Zusatzmodul gemeinsam – ein Aufbau, der den Berichtsfluss deutlich verbessert. „Das ist einfach logischer, als erst das Basismodul komplett zu bearbeiten und dann ins Zusatzmodul zu wechseln“, erklärt Isabelle Krahe. „Die beiden Bereiche haben wir farblich voneinander abgegrenzt.“ Unternehmen können in der Plattform flexibel entscheiden, zu welchen Themen sie berichten möchten – nicht relevante Punkte lassen sich im VSME-Modul einfach deaktivieren. Im Export entstehen dadurch keine Lücken, die Struktur bleibt stimmig. Besonders hilfreich ist die Möglichkeit, qualitative Kontextinformationen zu ergänzen. „Das war schon im bisherigen DNK ein großer Vorteil“, erklärt Isabelle Krahe. „Neben den quantitativen Daten können Unternehmen nun zusätzliche Erläuterungen hinzufügen, um ihre quantitativen Angaben besser verständlich zu machen.“
Die Plattform wurde zudem so gestaltet, dass sie das Arbeiten im Team unterstützt. Mehrere Personen, die zur DNK-Plattform als Editoren hinzugefügt wurden, können gleichzeitig an einem Bericht mitwirken, Kommentare hinterlassen und einander Aufgaben zuweisen. Die eingebaute Kommentarfunktion erinnert an bekannte Textverarbeitungsprogramme und zeigt Änderungsverläufe transparent an. Ergänzt wird sie durch einen „DNK-Assistenten“, der die Nutzer*innen während des gesamten Prozesses begleitet, praxisnahe Beispiele liefert und künftig auch branchenspezifische Hinweise anzeigt. Ab Ende 2025 sollen weitere Funktionen folgen, darunter ein Lesefluss-Editor, der die Berichtsbausteine automatisch in einen zusammenhängenden Fließtext überträgt. Unternehmen können ihren Bericht dann direkt auf der Plattform finalisieren, ein Vorwort ergänzen oder ein Impressum einfügen – und anschließend exportieren. Über einen geschützten Datentransfer wird ab ca. Mitte 2026 auch die Möglichkeit bestehen, Nachhaltigkeitsinformationen an Banken weiterzugeben, beispielsweise für die Risikobewertung. „Ziel ist es, dass Unternehmen einen professionellen, lesbaren Bericht erstellen können, der sowohl regulatorischen Anforderungen genügt als auch strategisch genutzt werden kann.
Qualitätssicherung durch Plausibilitätscheck
Ein weiterer zentraler Baustein des DNK-Systems ist die Qualitätssicherung. Für freiwillige VSME-Berichte bietet der DNK einen kostenlosen Plausibilitätscheck durch externe Gutachter*innen an. Diese prüfen, ob die Inhalte nachvollziehbar und formal konsistent sind. „Das ist keine Wirtschaftsprüfung“, betont Isabelle Krahe, „sondern eine Art inhaltlicher Realitätsabgleich.“ Unternehmen, deren VSME-Berichte den Check bestehen, erhalten ein DNK-Signet.
DNK Sustainability Campus
Parallel zum technischen Ausbau der Plattform gibt es mit dem DNK Sustainability Campus eine umfassende Unterstützungsstruktur. Der Campus bündelt Beratungs- und Schulungsangebote, die Unternehmen entlang des gesamten Berichtsprozesses begleiten. „Uns war wichtig, dass wir bedarfsgerecht Angebote entwickeln, die im Prozess der Berichterstattung unterstützen“, formuliert Isabelle Krahe den Anspruch. Der DNK-Helpdesk bietet eine kostenlose Erstberatung per Telefon und E-Mail. Darüber hinaus steht ein Netzwerk aus DNK-Lots*innen bereit – externe Nachhaltigkeitsberater*innen, die für eine weiterführende, individuelle Beratung zur Verfügung stehen. Ergänzt wird dieses Angebot durch Webinare, Erklärvideos und praxisnahe Leitfäden.
Ein Schwerpunkt liegt im VSME-Kontext auf branchenspezifischer Unterstützung. Aktuell arbeiten 27 Verbände gemeinsam mit Unternehmen an Beispielen und Hinweisen zu den jeweiligen VSME-Anforderungen, die ab 2026 direkt in die Plattform integriert werden sollen. Besonders hilfreich für KMU ist die in Arbeit befindliche „DWA light“, eine kompakte Kurzanleitung für die Durchführung einer vereinfachten doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Ergänzend dazu bietet der Campus eine Gap-Analyse, mit der Unternehmen prüfen können, welche ihrer bisherigen Angaben aus vorherigen DNK-Erklärungen bereits den VSME-Anforderungen entsprechen. „Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte nicht nur Pflichterfüllung sein, sondern auch der zukunftsfähigen Positionierung und Steuerung im Unternehmen dienen“, sagt Isabelle Krahe zum Abschluss.