14. Oktober 2025

Wertschöpfung regional gedacht – Chancen, Wege, Perspektiven

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie fragil globale Lieferketten sein können. Ob Pandemie, geopolitische Spannungen, Zölle oder ein querstehendes Schiff im Suezkanal: Unternehmen, die stark von internationalen Zulieferungen abhängig sind, geraten in Krisenzeiten schnell unter Druck.

Maik-Oliver Winzker, der Anker Solutions GmbH, zeigt in seinem spannenden Vortrag während der Green Innovation Weeks, dass regionale Wertschöpfung Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit stärken kann. 

Das 1876 in Bielefeld als Anker Werke AG gegründete Unternehmen legte mit den Schutzrechten für Registrierkassen um 1900 den Grundstein für seinen heutigen Erfolg. Die Erfinder der modernen Geldkassette sind Marktführer im deutschsprachigen Lebensmitteleinzelhandel. Ursprünglich produzierte Anker auch Nähmaschinen, Fahrräder und Motorräder, verlor aber nach rund 100 Jahren seine Marktstellung. 2015 erfolgte die Neupositionierung als Anker Kassensysteme GmbH. Durch die Übernahmen von Locafox (2020) und PORESY (2021) entwickelte sich das Unternehmen zu einem umfassenden Anbieter für Point-of-Sale-Lösungen mit Kunden aus verschiedenen Branchen.

Resilienz durch Regionalität

Die Anker Solutions GmbH versteht sich als Spezialistin für hochwertige und langlebige Kassenhardware „made in Germany“ mit Standorten in Bielefeld, Polen, Ungarn und Spanien. „Unser Schwerpunkt liegt auf dem Lebensmitteleinzelhandel. Große Supermarktketten mit zählen zu unseren Kunden. Darüber hinaus beliefern wir Drogerien, Baumärkte, Tankstellen und viele mehr mit Lösungen, die von Geldkassetten über Kassensoftware, Self-Service-Terminals bis hin zu Cash-Management-Produkten reichen“, berichtet der Betriebsleiter. Die strategische Entscheidung des Unternehmens, auf regionale Zulieferer zu setzen, hat Anker gut durch Krisenzeiten gebracht. Als während der Corona-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine Lieferketten abrissen, waren die Bielefelder davon kaum betroffen. 

Ein Blick auf die Verteilung der Wertschöpfung spricht für sich: Rund 76 % aller Zulieferungen und Leistungen kommen direkt aus der Region, aus Kreisen wie Lippe, Soest oder Minden-Lübbecke. Weitere 8 % stammen aus Deutschland, 11 % aus Europa und lediglich 6 % aus Asien. „Diese Konzentration auf lokale Partner macht uns resilienter gegenüber externen Krisen und stärkt unsere Handlungsfähigkeit“, betont Maik-Oliver Winzker. Während viele Wettbewerber während der Corona-Pandemie ihre Kunden nicht mehr bedienen konnten, weil Lieferketten aus Asien unterbrochen waren, konnte Anker genau in dieser Zeit das erfolgreichste Geschäftsjahr seit 2015 verzeichnen. Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern stellte sicher, dass Produkte auch dann verfügbar waren, als globale Warenströme stillstanden. „Leider gerät das Thema Minimierung von Abhängigkeiten schnell wieder in Vergessenheit, wenn die Krise überstanden ist“, bedauert der Mitgesellschafter. 

Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich

Kürzere Transportwege verursachen in der Regel geringere Kosten und sind ein bedeutender Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Jeder eingesparte Containertransport aus Übersee reduziert CO₂-Emissionen und entlastet Umwelt wie Infrastruktur. Damit wird Regionalität zu einem doppelten Gewinn: wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch nachhaltig. „Alles, was wir in puncto Nachhaltigkeit unternommen haben, war auch wirtschaftlich. Die längste Amortisierungszeit bei einem Projekt betrug bislang vier Jahre“, berichtet Maik-Oliver Winzker. Neben der Verwendung von Ökostrom zu 100 % hat das Unternehmen einen eigenen Kreislauf erschaffen. Mit einer eigenen Ballenpresse wird anfallende Pappe geschreddert und zu Polsterkissen weiterverarbeitet, die beim Versand der Produkte wiederverwendet werden. Insgesamt werden Produktionsprozesse kontinuierlich optimiert, um Abwasser, Strom und Abfall zu reduzieren. 

Alles, was wir in puncto Nachhaltigkeit unternommen haben, war auch wirtschaftlich. Die längste Amortisierungszeit bei einem Projekt betrug bislang vier Jahre.

Maik-Oliver Winzker

Ein weiterer Vorteil regionaler Wertschöpfung ist der persönliche Kontakt zu Partnerinnen und Partnern. „Man kann nicht alles online besprechen“, ist Maik-Oliver Winzker überzeugt. „Bei manchen Themen muss man sich in die Augen schauen.“ Wenn es beispielsweise um die Qualitätssicherung oder um eine Verschiebung von Zahlungszielen bei einem Liquiditätsengpass geht, ist eine direkte Kommunikation und gewachsenes Vertrauen essenziell. Verlässlichkeit entsteht durch Nähe. 

Größere Wettbewerbsfähigkeit

Würde Anker lediglich auf die Kosten blicken, fiele eine Entscheidung wahrscheinlich nicht zu Gunsten regionaler Unternehmen. „Man wird immer jemanden finden, der ein günstigeres Angebot macht“, so Maik-Oliver Winzker. Aber in der Summe profitiert Anker von der regionalen Wertschöpfung und trägt damit zur Stärkung des heimischen Arbeitsmarktes bei. „Wir brauchen kurze Wege in der Lieferkette, weil viele unserer großen Kunden uns keinen Forecast geben können, wann sie unsere Produkte brauchen. Meist haben wir nur einen Vorlauf von zwei bis drei Wochen. Eine umfangreiche Lagerhaltung wäre nicht wirtschaftlich.“ 

Die strategische Positionierung wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv aus: Die Resilienz gegenüber Krisen, die eine Gefahr für Lieferketten bilden, wird gestärkt. Das Unternehmen bewahrt sich seine Unabhängigkeit, weil es zuverlässig lieferfähig bleibt. Insgesamt zeigt das Beispiel von Anker Solutions, dass regionale Wertschöpfung ein zukunftsweisender Weg zu mehr Stabilität, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sein kann. 

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Anker Gruppe

Die ANKER Gruppe geht auf die Bielefelder ANKER Werke von 1876 zurück. Der Erfinder der klassischen Geldkassette, zwischenzeitlich im Besitz des Oracle IT-Konzerns, hat sich seit der Neugründung von ANKER im Jahr 2015 mit der Übernahme von PORESY, Implementierungs- und Service-Dienstleister für Filial- und Kassensysteme, sowie der eigenen Kassensoftware LocaFox, als ganzheitlicher Anbieter von modernen Kassen- und Self-Checkout-Systemen für kleine Einzelhändler und große Flächenmärkte positioniert.

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